Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Goals; kurz UN SDGs) werden in Politik und Wissenschaft immer wichtiger. Kurz zusammengefasst geben die 17 verschiedenen Ziele eine Blaupause vor, wie die Menschheit bis zum Jahr 2030 nachhaltiger, d.h. umweltverträglicher, leben und wirtschaften kann. Diese Ziele sind:
Wie weit die unterschiedlichen Länder weltweit beim Erreichen dieser Ziele bereits sind, wird mit Indikatoren gemessen. Dabei haben viele der 17 Ziele gleich mehrere Indikatoren, manche nur ein paar wenige, und für manche gibt es noch gar nichts, das beobachtet werden könnte. Bislang wurde oft nur auf akademischer Ebene über diese Ziele gesprochen. Zur Erreichung dieser Ziele reichen aber nicht die Akademiker*innen alleine, sondern die Ziele müssen von der gesamten Gesellschaft getragen und verfolgt werden.
Im Zuge einer Konferenz an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 2019 haben wir uns angesehen, wie die Citizen-Science-Projekte, die sich damals (Stand März 2019) auf Österreich forscht befanden, zu den UN SDGs beitragen könnten. Dazu haben wir uns auf Basis eines Dokumentes des Stockholm Environment Institute angesehen, welche Projekte zu welchen Indikatoren beitragen könnten. Dabei muss man betonen, dass es zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze gibt:
Ergebnisse
In unserer ersten schnellen Analyse konnten wir feststellen, dass die meisten Projekte auf Österreich forscht zumindest ein großes Potential aufweisen, zu den UN SDGs beizutragen. Dieses Potential wird entweder durch das Beitragen von Daten aus den Projekten zu einem bestimmten Indikator bestimmt (Monitoring of indicators), oder durch die Möglichkeit konkrete Aktionen zu setzen (Implementing action), um Ziel zu erreichen (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Die Anzahl der Projekte auf Österreich forscht, die potentiell zum Monitoring eines Indikators beitragen können, oder Aktionen setzen können, um ein Nachhaltigkeitsziel zu erreichen. Auf der vertikalen Achse sind die Ziele aufgelistet, auf der horizontalen Achse ist die Anzahl der Projekte angegeben.
Das größte Potential liegt in Ziel 4 ("Bildung für alle"), da fast alle Citizen-Science-Projekte neben wissenschaftlichen Projektzielen auch gleichzeitig Bildungsmaterialien an die Teilnehmer*innen weitergeben. Sie tun dies deshalb, damit die Teilnehmer*innen besser verstehen und nachvollziehen können, warum die Projektziele wichtig sind, was die Ziele für sie ganz persönlich bedeuten können und auch um die Datenqualität zu erhöhen.
Ein weiterer interessanter Aspekt war auch, dass einige Projekte potentiell mehreren Nachhaltigkeitszielen "zuarbeiten" können. Das Projekt "Homegrown" beispielsweise, sammelte Daten zur Biodiversität in bäuerlichen Kleingärten und darüber hinaus zu Bewirtschaftungsmethoden und wie diese extremen Wetterbedingungen angepasst werden. Damit könnte dieses Projekt nicht nur zu den UN SDGs 2 ("Ernährung sichern"), 4 ("Bildung für alle") und 15 ("Landökosysteme schützen") beitragen, sondern auch gleichzeitig Aktionen setzen, damit diese Ziele dann auch erreicht werden.
Man sieht also, dass Citizen Science ein großes Potential im Bereich der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen hat. Dennoch fehlt derzeit oft noch der Fokus darauf, sowohl auf Seiten der Projekte, als auch auf Seiten der Vereinten Nationen bzw. der nationalen Behörden, die im Auftrag der UN diese Ziele beobachten und umsetzen sollen.
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