Im Wintersemester 2024/25 führte eine Gruppe Studierender an der BOKU University im Rahmen der Lehrveranstaltung "Projekt Citizen Science" eine Analyse der Motivationsfaktoren durch, die Citizen Scientists dazu bewegen, am Projekt Roadkill teilzunehmen. Die Analyse basiert auf einer Online-Umfrage unter aktiven Roadkill-Nutzer*innen und liefert wertvolle Einblicke in die Beweggründe und Herausforderungen der Teilnehmenden.
Dieser Blogbeitrag fasst die Ergebnisse dieser Analyse zusammen und gibt einen Einblick in die Arbeit der Studierenden in der Lehrveranstaltung "Projekt Citizen Science".
Der weltweite Rückgang der Biodiversität erfordert neue Ansätze, um Artenverluste zu erfassen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Citizen Science Projekte stellen dabei eine vielversprechende Möglichkeit dar, großflächig Daten zu sammeln und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Das Projekt "Roadkill" setzt genau darauf: Freiwillige melden über eine App und eine Website überfahrene Wildtiere, um Daten über deren Vorkommen und Verbreitung zu sammeln. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, welche Faktoren Freiwillige zu einer langfristigen Teilnahme bewegen und wie sich das Engagement im Projekt steigern lässt.
Um diese Fragen zu beantworten, wurde eine Online-Umfrage unter aktiven Roadkill-Nutzer*innen durchgeführt. Die Umfrage umfasste 15 Fragen, die in vier Kapitel unterteilt waren: Motivation zur Teilnahme, Teilnahmeverhalten, Kommunikationskanäle und Reichweite des Projekts, sowie langfristiges Engagement. Die Umfrage war vom 06.11 bis zum 12.11.2024 online verfügbar und wurde über die App und den Newsletter verbreitet. Insgesamt nahmen 31 Personen teil.
Die Ergebnisse zeigen, dass intrinsische, wertebasierte Motive – allen voran Natur- und Tierschutz – überwiegen. 90% der Teilnehmenden gaben Naturschutz und 84% die Reduzierung von Roadkills als Motivationsgrund an. 77% der Teilnehmenden finden Citizen Science spannend und möchten mit ihrer Teilnahme einen Beitrag leisten. Wissenschaftliches Interesse war für 65% ein Grund zur Teilnahme am Roadkill-Projekt. Zu den häufigsten Gründen für das Nicht-Melden gehören keine Möglichkeit zum sicheren Anhalten während der Autofahrt und Zeitmangel. Fehlende Motivation war für niemanden der Befragten ein Grund, nicht zu melden.
Dies zeigt, dass logistische Einschränkungen oft eine größere Rolle spielen als mangelnde Motivation. Darüber hinaus betonten viele Teilnehmende den Wunsch nach mehr Austausch und Interaktion, insbesondere durch regelmäßige Updates zur wissenschaftlichen Nutzung der Daten sowie Webinare oder Community-Veranstaltungen. Diese Erkenntnis deckt sich mit der Forschung von Ryan et al. (2001), die zeigen konnte, dass ein Gefühl der Gemeinschaft und die Identifikation mit dem Projekt entscheidende Faktoren für die langfristige Teilnahme an ehrenamtlichen Umweltprogrammen sind.
Fünf der ausgefüllten Fragebögen stammen von Personen mit über 100 Roadkill-Meldungen, sogenannte "Poweruser*innen". Von diesen Poweruser*innen gaben 100% als Beweggrund zur Teilnahme am Projekt an, einen Beitrag leisten zu wollen zur Reduzierung von Roadkills, und dass sie Citizen Science spannend finden. 80% gaben auch Naturschutz und wissenschaftliches Interesse als Motivator an. Weiters wünschen sich 60% der Poweruser*innen mehr Möglichkeiten zum Austausch in Form von Webinaren oder Veranstaltungen sowie eine technische Verbesserung der App. 80% der Poweruser*innen wünschen sich außerdem sichtbare Erfolge in der Prävention von Roadkills.
Die vorliegende Analyse basiert auf einer nichtrepräsentativen Umfrage, bei der tendenziell engagierte Personen erreicht wurden. Dies könnte die allgemeine Motivation überhöht darstellen. Zudem lassen sich aufgrund des Frageformats keine kausalen Zusammenhänge ableiten. Dennoch liefern die Ergebnisse wertvolle Einblicke in die Motivation der Teilnehmenden und bieten konkrete Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung ähnlicher Citizen Science Projekte. Um die Beteiligung zu erhöhen, sind gezielte Maßnahmen nötig: bessere technische Unterstützung, verstärkte Kommunikation über Erfolge und eine aktive Gemeinschaftsbildung.
Das Projekt "Roadkill" zeigt, wie Citizen Science Projekte erfolgreich zur Erfassung und Analyse von Biodiversitätsdaten beitragen können. Die intrinsische Motivation der Teilnehmenden, insbesondere der Wunsch nach Natur- und Tierschutz, spielt eine zentrale Rolle. Durch technische Verbesserungen der App, mehr Austausch und sichtbare Erfolge in der Prävention von Roadkills kann das Projekt sowohl für bestehende als auch neue Nutzer*innen attraktiver gestaltet werden. Die Erkenntnisse dieser Arbeit bieten wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung von Roadkill und vergleichbarer Projekte und können als Grundlage für zukünftige Forschung dienen.
Wir danken allen Citizen Scientists, die an dieser Umfrage teilgenommen haben und so Einblicke in ihre Motivationen sich am Projekt zu beteiligen, gaben. Darüber hinaus gilt unser Dank auch den motivierten Studierenden, die diese Analyse mit viel Engagement durchgeführt haben.
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