Wenn Sie Informationen zu Jobangeboten, Calls for Proposals für Konferenzen oder Förderprogramme zu Citizen Science suchen, dann sind Sie bei unserer Rubrik "Offene Calls" (https://www.citizen-science.at/allgemeines/offene-calls) genau richtig!
Wir laden urbane Gemeinschaftsgärten, Gartenprojekte oder ähnliche Garteninitiativen ein, sich an diesem Projekt zu beteiligen und gemeinsam mit uns zu forschen. Ziel dieses Projektes ist, das potentielle Risiko einer Schwermetallkontamination von Nutzpflanzen in Wiener Stadtgärten wissenschaftlich zu bewerten.
Urban Gardening ist in den letzten zwei Jahrzehnten immer beliebter geworden. Jedoch haben die Gärtner*innen oft Bedenken hinsichtlich einer Kontamination ihrer Nutzpflanzen durch Schwermetalle.
Die Pflanzenverfügbarkeit von Schwermetallen wird stark von den Bodeneigenschaften und den angebauten Kulturpflanzen beeinflusst. Durch gezieltes Bodenmanagement ist es möglich, die Wahrscheinlichkeit eines Transfers von Schwermetallen in Pflanzen zu verringern.
Wir wollen herausfinden, ob sich der Schwermetallgehalt in Pflanzen, die in einer Variante (z. B. einer Mischung mit Kompost) kultiviert wurden, von jenen Pflanzen der Kontrollvariante (unbehandelter Stadtboden) unterscheidet.
Dazu brauchen wir Sie! Werden Sie ein Citizen Scientist, indem Sie in Ihrem Urban Garden einen „Topf-Versuch“ mit Spinat und/oder Radieschen durchführen. Aus diesen Versuchen werden wir Pflanzen- und Bodenproben sammeln und anschließend in unserem Labor eine Schwermetallanalyse durchführen.
Eine Beteiligung am Projekt soll der gesamten Community des Gartens zugute kommen. Gemeinsam können wir folgende Informationen über den Standort des Gartens generieren:
Weitere Informationen zum Projekt „Heavy Metal City-Zen“ finden Sie auf der Website.
Schreiben Sie uns einfach Ihr Interesse an einer Teilnahme per E-mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die Ergebnisse aus dem Projekt werden im dazugehörigen Blogbeitrag vorgestellt.
Projektleitung: Andrea Watzinger – Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Wissenschaftliche Projektleitung: Rebecca Hood-Nowotny – Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Institut für Bodenforschung
Department für Wald- und Bodenwissenschaften
Universität für Bodenkultur Wien
Konrad-Lorenz-Straße 24 | 3430 Tulln
Für Neuigkeiten folgen Sie uns bitte auch auf Facebook und Twitter.
Das Projekt wird aus Mitteln des FWF finanziert.
Das Projekt „Blick ins Dickicht“ widmet sich der Suche nach dem kleinsten heimischen Bilch – der Haselmaus. Nur sehr wenig ist bislang von dieser seltenen Kleinsäugerart bekannt. Um mehr über ihre Lebensweise zu erfahren, und um sie auch in den Wirtschaftswäldern bestmöglich schützen zu können, wird im Wienerwald und in den Donauauen nach Haselmaus-Nachweisen gesucht. Die Mitmachmöglichkeiten sind hierbei vielfältig.
Die zu den Nagetieren zählende Haselmaus (Muscardinus avellanarius) bewohnt buschreiche Mischwälder in Nord-, Mittel- und Osteuropa. Besonders wichtig ist für sie das Vorkommen von fruchtreichen Heckenpflanzen und Gehölzen wie beispielsweise Haselnuss, Brombeere, Heckenkirsche, Schlehdorn und Vogelkirsche.
Die etwa mausgroßen, nachtaktiven Bilche sind Allesfresser. Sie ernähren sich beispielsweise von Samen, Knospen und Beeren, aber auch von Insekten, kleinen, wirbellosen Tieren und Vogeleiern. Von April bis Oktober sind sie aktiv, in den Wintermonaten allerdings halten sie einen echten Winterschlaf, den sie in selbst gebauten Bodennestern, oftmals versteckt unter entwurzelten Bäumen, verbringen. Dabei rollt sich die Haselmaus zu einer Kugel ein und reduziert ihre Körpertemperatur, Herz- und Stoffwechselrate auf ein Minimum.
Die Weibchen bringen ein- bis zweimal pro Jahr bis zu fünf Junge auf die Welt, die sie etwa einen Monat lang säugen.
Haselmäuse sind ausgesprochen gute Kletterer, die während ihrer aktiven Monate nur selten auf dem Boden anzutreffen sind.
Haselmäuse sind nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützt und zählen damit europaweit zu den streng geschützten Arten. Die Hauptgefährdungsursache stellen der Lebensraumverlust und die Zerstückelung der Lebensräume dar.
Aufgrund des Schutzstatus nach Anhang IV der FFH-Richtlinie liegt eine Berichtspflicht nach Artikel 17 der FFH-Richtlinie vor. Dennoch gibt es für Österreich noch keine systematischen Kartierungen, und über das aktuelle Vorkommen der Haselmaus ist noch wenig bekannt. Ziel des Projekts ist somit die Verbesserung der Datengrundlage zu Verbreitung, Reproduktion und Populationsschwankungen der Haselmaus. Des Weiteren dienen die erhobenen Daten auch dazu, künftige Managementpläne und waldbauliche Maßnahmen mit Rücksicht auf Schutz und Entwicklung der Haselmausbestände abzustimmen.
Die Mitmachmöglichkeiten reichen von der Suche nach Fraßspuren an Nüssen, über den Bau und die Installation von Spurentunneln bis hin zur Nistkasten-Betreuung und damit Teilnahme am Langzeitmonitoring auf ausgewählten Untersuchungsflächen der Österreichischen Bundesforste im Biosphärenpark Wienerwald und im Nationalpark Donauauen.
Im Herbst kann man unter Sträuchern im Wald und am Waldrand angebissene Samen, beispielsweise von Haselnüssen, finden. Haselmausfraßspuren sind dabei sehr charakteristisch und dadurch leicht zu erkennen. So eignet sich diese Methode ganz hervorragend, um bislang noch unbekannte Haselmausvorkommen nachzuweisen.
Die kinderleicht herzustellenden Spurentunnel werden an geeigneten Stellen zwischen Bodennähe und Brusthöhe montiert. Angelockt durch den Köder – beispielsweise etwas Erdnussbutter – wagen sich kleine Tiere, wie etwa Haselmäuse, hinein. Da der Lockstoff auf einem Gemisch aus Speiseöl und Aktivkohle platziert wird, hinterlassen die Tiere beim Verlassen der Röhre gut sichtbare Fußabdrücke auf den umliegend angebrachten Papierstreifen. Die Fußabdrücke können dann zur Nachweiserbringung herangezogen werden.
An vorab ausgewählten Standorten werden durch die Projektleitung in den Untersuchungsgebieten Biosphärenpark Wienerwald und Nationalpark Donauauen Niströhren installiert, die Haselmäusen für den Bau ihrer Nester nutzen können. Diese Nistrohren werden im Zeitraum von April bis Oktober von den Citizen Scientists beobachtet, indem sie im 2-monatigen Intervall kontrolliert und auf ein Haselmaus-Vorkommen hin untersucht werden.
Projektleiterin Projektgebiet Wienerwald und Burgenland: Dr. Claudia Kubista
Forstbetrieb Wienerwald
Pummergasse 10-12
3002 Purkersdorf
Tel.: (+43 2231) 63341-7173
Mobil: (+43 664) 618 90 40
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Projektleiterin Projektgebiet Donauauen: Mag. Birgit Rotter
Nationalparkbetrieb Donau-Auen
Schloss Eckartsau
2305 Eckartsau
Mobil: (+43 664) 618 89 36
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Österreichische Bundesforste, Forstbetrieb Wienerwald
Biosphärenpark Wienerwald Management
Österreichische Bundesforste, Nationalparkbetrieb Donau-Auen
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Wir suchen die Asiatische Mörtelbiene!
Die Heimat der Asiatischen Mörtelbiene (Megachile sculpturalis, Smith 1853) liegt weit entfernt im Osten (Japan, China, Korea und Taiwan). Vor rund zehn Jahren wurde die Asiatische Mörtelbiene als erste gebietsfremde Wildbiene Europas in Frankreich entdeckt. Seitdem ist sie besonders umtriebig und breitete sich rasant in ganz Europa aus. Gemeinsam suchen wir die Asiatische Mörtelbiene in Österreich.
Ihre Beobachtung können Sie an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder auf Instagram melden.
Um direkt zur Website zu gelangen, können Sie auch diesen QR-Code scannen:
Die Asiatische Mörtelbiene ist eine sehr auffällige Wildbiene. Selbst auf Fotos oder Videos ist sie relativ leicht von allen anderen heimischen Bienen unterscheidbar.
© Felix Fornoff 2020
Die Asiatische Mörtelbiene ist ein häufiger Gast künstlicher Nisthilfen, sogenannten „Bienenhotels“. Wie auch andere Wildbienen benötigt die Asiatische Mörtelbiene für ihre Nachkommen Hohlräume in Totholz – die vorgefertigten Löcher in Insektenhotels sind dafür ideal geeignet. Dort findet die Biene Platz, um ihre Nester anzulegen, da sie trotz ihrer Größe und des kräftigen Kiefers nicht in der Lage ist, selbst Gänge in Holz zu bohren.
Pollen sammelt die Asiatische Mörtelbiene bevorzugt bei exotischen Pflanzen, welche in Mitteleuropa häufig als Zierpflanzen eingeführt wurden. Diese Zierpflanzen schmücken Garten und Parks, wie etwa der Japanische Schnurbaum. Nektar trinken die Asiatische Mörtelbienen gerne bei Lavendel oder Blauregen.
Ihre Beobachtung können Sie, wie bereits oben erwähnt, an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder auf Instagram melden.
Die Asiatische Mörtelbiene ist die erste und bisher einzige invasive Wildbiene Europas.
Zu dieser Erkenntnis trugen Teilnehmer*innen des Citizen Science Projektes maßgeblich bei. Teilnehmer*innen meldeten aggressives Verhalten gegenüber heimischen Wildbienen. Die Asiatische Mörtelbiene wurde beobachtet, wie sie Nester einheimischer Wildbienen ausräumte. Die freigewordenen Gänge benutzte die invasive Biene für den Eigengebrauch. Basierend auf diesen Meldungen und weiteren Daten aus Frankreich, wird die Asiatische Mörtelbiene als invasive Art eingestuft.
Dennoch stellt nicht jede eingeschleppte Art sofort eine Bedrohung für die heimische Biodiversität dar. Es gilt für jeden Neuankömmling, genaue Untersuchungen anzustellen, ob und welche Konsequenzen durch die Einschleppung zu erwarten sind. Sollte die eingeschleppte Art einen beobachtbar negativen Einfluss auf die neue Umwelt haben, wird sie als invasiv eingestuft.
Ziel des Projektes ist es, die Asiatische Mörtelbiene ausfindig zu machen. Einerseits zielt die wissenschaftliche Forschung darauf ab, negative ökologische Konsequenzen in Europa zu untersuchen. Wir nehmen biotische Beziehungen der Asiatischen Mörtelbiene genau unter die Lupe und untersuchen das Verhalten hinsichtlich der Pflanzen- und Nistplatzwahl. Andererseits erforschen wir die Gene der Asiatischen Mörtelbiene. In diesen Laborstudien untersuchen wir die Einwanderungsgeschichte der Asiatischen Mörtelbiene in Europa. Durch den Aufbau eines internationalen Expert*innen-Netzwerkes arbeiten wir auch an vielen weiteren Fragestellungen, zum Beispiel welche Bakterien und Viren die Biene besiedeln.
Abseits unserer wissenschaftlichen Ziele ist es uns ein Anliegen, die Teilnehmer*innen auf die lokale Fauna aufmerksam zu machen. Citizen Scientists bekommen ein Gespür für die möglichen Auswirkungen gebietsfremder und invasiver Arten. Ihnen wird ein neuer Blickwinkel in Bezug auf künstliche Nisthilfen und aktive Eingriffe in ökologische Systeme aufgezeigt. Wir möchten zeigen, mit welch einfachen Maßnahmen Wildbienen sowie andere Insekten gefördert werden können. Unsere Teilnehmer*innen bekommen zudem auch einen Einblick in Forschungsprozesse.
In den vergangenen Jahren haben wir bereits fleißig zu der Asiatischen Mörtelbiene geforscht und die Ergebnisse in diversen fach- und populärwissenschaftlichen Artikeln publiziert. Um allen Zugang zu unseren Artikeln zu ermöglichen, haben wir bewusst auf Open Access gesetzt.
Die Ergebnisse der ersten Jahre Citizen Science wurden 2020 veröffentlicht. In diesem Artikel präsentierten wir die vielen Fundorte, welche unsere Teilnehmer*innen erhoben. Wir stellten fest, dass die Ausbreitung außergewöhnlich rasch vonstattengeht und sich Österreich in einem jungen Invasionsstadium befindet.
Um die Ausbreitungsgeschichte der Asiatischen Mörtelbiene zu rekonstruieren, haben wir populationsgenetische Untersuchungen durchgeführt. Die Mörtelbienen wurden zum Teil von Teilnehmer*innen gesammelt und uns anschließend zur Verfügung gestellt. Dabei konnten wir mehrere Bienengruppen in Mitteleuropa identifizieren. Die ersten genetischen Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass die derzeitige Verbreitung auf mehrere, unabhängige Einschleppungen der Wildbiene auf dem europäischen Kontinent zurückzuführen ist. Den Artikel finden Sie hier.
Eine ganz besondere Freude war es, zusammen mit einem Teilnehmer einen kleinen Artikel zur Ausbreitung in Österreich zu verfassen. In den „Beiträgen zur Entomofaunistik“ stellen wir die Asiatische Mörtelbiene als eine Bienenart für Österreich vor. Der Artikel kann hier gelesen werden.
Ausbreitung von M. sculpturalis in Österreich (2017 bis 2020) © Lanner & Meyer 2020
In einem Review, veröffentlicht 2021 in BeeWorld, stellen wir die Hauptmerkmale der Asiatischen Mörtelbiene, ihren Lebenszyklus und ihre derzeitige Verbreitung in besiedelten Regionen vor. Wir diskutieren mögliche ökologische Auswirkungen auf heimische Bienen. Darüber hinaus untersuchen wir die Rolle von Imker*innen in Monitoring-Projekten und argumentieren, warum sie wertvolle Teilnehmer*innen in partizipativen Studien sind. Zum Artikel geht es hier.
BeeRadar gab den Startschuss für eine internationale Studie bestehend aus 19 Autor*innen aus aller Welt: USA, China, Frankreich, Italien, Serbien und Österreich. Mit komplexen Modellrechnungen (species distribution modeling) identifizierten wir einerseits Regionen, welche von der Asiatischen Mörtelbiene besiedelt werden können, und andererseits beeinflussende Faktoren für dessen Ausbreitung. Viele Daten wurden durch die Mithilfe der Bevölkerung erhoben. Wir fanden heraus, dass künstliche, vom Menschen gemachte Landschaftsstrukturen, wie das Straßennetz, Siedlungen und Häfen und Flughäfen, die Ausbreitung der Asiatischen Mörtelbiene erleichtern. Zum Artikel geht es hier.
Auch wenn in Österreich und vielen anderen westlich geprägten Regionen die Möglichkeiten für die Bevölkerung Forschung zu betreiben stetig zunimmt, ist Citizen Science in Osteuropa eine unübliche Forschungspraxis. Gemeinsam mit unseren Kolleg*innen an der Universität Belgrad initiierten wir ein erstes ökologisch-zentriertes Citizen Science Projekt rund um die Asiatische Mörtelbiene in Serbien. Wir stellen die aktuell bekannte Verbreitung der Asiatischen Mörtelbiene vor und diskutieren das Potential und die Herausforderungen partizipativer Forschung und einer interkulturellen Wissenschaftskommunikation in Osteuropa. Zum Artikel geht es hier.
Projektleiterin Julia Lanner war im August 2022 in einer Folge des Österreich forscht Podcasts "Wissen macht Leute" zu Gast - wer Interesse hat, mehr über das Projekt zu lernen, kann sich die Sendung hier anhören.
Projektleiterin Julia Lanner hielt 2021 einen Vortrag über BeeRadar im Rahmen der Vortragsreihe "Citizen Science Seminar" an der Universität für Bodenkultur Wien: "The making of 'Wanted - Asiatische Mörtelbiene'". Am Ende dieser Seite können Sie sich die Video-Aufzeichnung des Vortrags anschauen.
Seit mittlerweile fünf Jahren organisieren wir auf der Jahresversammlung der Gesellschaft für Ökologie Deutschland, Österreich und der Schweiz (GfÖ) eine Session zu Citizen Science in der Ökologie. In diesen Session wird jedes mal ein ausgewählter Schwerpunkt aus diesem Themenbereich präsentiert. In diesem Jahr war der Schwerpunkt auf Bedenken zu Datenqualität und Methoden und Lösungen um diesen Bedenken zu begegnen. Denn die Zuverlässigkeit und Qualität der Daten ist ein wichtiger Aspekt jedes wissenschaftlichen Projekts. Basierend auf den in einem Projekt gesammelten Daten erstellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Modelle, Analysen und Interpretationen, die sowohl politische und gesellschaftliche Entscheidungen als auch den wissenschaftlichen Fortschritt beeinflussen können. Daher müssen von Anfang an gründliche Qualitätskontroll- und Managementsysteme vorhanden sein, um falsche Annahmen auf der Grundlage fehlerhafter Daten zu vermeiden. In Citizen Science Projekten, in denen Freiwillige an mindestens einem Schritt des wissenschaftlichen Prozesses beteiligt sind, sind solche Qualitätskontrollmechanismen äußerst wichtig, insbesondere wenn wir an Massenbeteiligungsprojekte denken, in denen Tausende von Teilnehmerinnen und Teilnehmer Daten sammeln. Daher wollten wir in dieser Session unter anderem folgende Fragen diskutieren: Wie können wir sicherstellen, dass Daten auf wissenschaftlich korrekte Weise erhoben werden? Welche Best-Practice Beispiele für das Datenqualitätsmanagement gibt es in ökologischen Citizen Science Projekten? Welche Voraussetzungen und Einschränkungen gibt es für die Datenqualität in Citizen Science Projekten?
Am 11. September zeigten schließlich fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Vorträgen Ansätze um die oben beschriebenen Fragen zu beantworten. So zeigte zum Beispiel Diane Bowler eine Modellierung von Libellenvorkommen in Deutschland, welche komplett auf Citizen Science Daten beruht. Diese Modellierung zeigte, unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte wie die aufgewandte Zeit von Citizen Scientists, dass die Daten eine sehr robuste Aussage über die Populationstrends von 77 Libellenarten in Deutschland zulassen. Trotzdem wurde geschlussfolgert, dass eine standardisierte Datenerhebung besser wäre.
Ein weiterer Vortrag gab Einblick in die Datenerhebung zu Vogel-Zugstrecken mit Citizen Science in Ost-Asien basierend auf dem Projekt ebird. Dort wird die Vogelbeobachtung derzeit zum Trend, wobei Beobachter natürlich in dichter besiedelten Gebieten wie Peking weitaus häufiger sind, als am Land, was immer wieder zu einer Verzerrung der Datenlage führt. Wieland Heim zeigte jedoch, wie man durch einen Vergleich mit anderen Datensätzen dieser Verzerrung begegnen kann.
Moira McKee wählte einen komplett anderen Zugang zur Thematik der Session und zeigte, wie man bereits in der Ausbildung zukünftiger Ökologinnen und Ökologen ansetzen kann um diese nicht nur auf eine akademische Karriere vorzubereiten, sondern auch in Karrieren außerhalb der Universität wie Naturschutzvereinen oder ähnliches. Ein starker Fokus wurde hier auf angewandtes Lernen gelegt.
Wer kennt es nicht, man steht auf einer Wiese oder in einem Wald und würde gerne wissen, welche Pflanze vor einem wächst. Alice Deggelmann und ihr Team möchten dieser Wissenslücke mit einer App begegnen. Dazu sollen Millionen Fotos von Pflanzen und Pflanzenteilen gesammelt werden, um diese durch Expertinnen und Experten bestimmen zu lassen und damit Algorithmen beizubringen, diese Erkennung automatisch durchzuführen. So soll in Zukunft diese App anhand eines Fotos einer Pflanze sagen können, um welche Art es sich handelt. Der Aufruf zur Fotosammlung funktionierte so gut, dass die Gruppe bereits über 25.000 Einsendungen bekommen und bestimmt hat.
Im letzten Vortrag von Rainer Krug ging es um Metadaten. Warum uns diese eher trockene Thematik interessieren sollte, wurde eindrücklich bewiesen indem er das Publikum gleich zu Beginn fragte, wer sich noch daran erinnert wo die Daten der eigenen Masterarbeit liegen und ob man noch weiß, was die einzelnen Spaltenbeschriftungen bedeuten. Da es den meisten Personen im Publikum schwer fiel hier positiv zu antworten, war schnell klar, es braucht Informationen zu den gespeicherten Daten, die leicht verständlich und leicht auffindbar sind, damit erhobene Daten wiederverwendet werden können. Und genau das liefern Metadaten.
Auch ein Poster wurde in unsere Session präsentiert. In diesem Poster wurde das in Österreich beheimatete Projekt “Ein Frosch im Wassertropfen” vorgestellt, in welchem mittels eDNA bestimmt werden kann, welche Amphibienarten in einem bestimmten Gewässer vorkommen oder vor kurzem vorhanden waren.
Das Interesse an unserer Session ist auch nach fünf Jahren ungebrochen groß. So waren ungefähr 100 Personen im Saal, die sich durch ihre Fragen während der Diskussion äußerst interessiert an der Methode Citizen Science gezeigt haben.
Wir freuen uns natürlich sehr über dieses Interesse, welches uns gleichzeitig motiviert auch nächstes Jahr wieder eine derartige Session auf der GFÖ2020 zu organisieren.
Das Anliegen der AG ist es, die Zusammenarbeit im deutschsprachigen Raum zu intensivieren, Synergien zu nutzen, Best-Practice auszutauschen und kurze Wege des (informellen) Austauschs zu etablieren. Ziele dabei sind:
Die Mitglieder der D-A-CH AG arbeiten an Hochschulen und Forschungsinstitutionen oder sind anderweitig tätig als Akteur*innen im Kontext von Citizen Science. Sie kommen unter anderem aus folgenden Institutionen:
Österreich:
Daniel Dörler: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Florian Heigl: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Schweiz:
Tiina Stämpfli: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Olivia Höhener: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Deutschland:
Wiebke Brink: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die D-A-CH AG plant für 2025 folgende gemeinsame Aktivitäten:
Mit einem einführenden Webinar sind wir am 3. Juli 2023 in unsere Workshopreihe zu Open Data in Citizen Science gestartet. Ab September 2023 folgten Hands-On-Workshops, in denen für verschiedene Fachdisziplinen Kriterien,Tools und Best-Practices von Open Data in Citizen-Science-Projekten erarbeitet wurden. Das Webinar war als Einführung verpflichtend für die Teilnahme an den fachspezifischen Workshops und kann hier auch nachträglich angeschaut werden.
Was steckt hinter dem Begriff Open Data? Welche Relevanz hat Open Data für Citizen Science? Und welche Erfahrungen und Strukturen gibt es dazu bereits in Citizen-Science-Projekten? In einem einführenden Webinar haben euch Prof. Dr. Stefan Scherbaum (Universität Dresden) und Dr. Melanie Röthlisberger (Universität Zürich) mit dem Thema Open Data vertraut gemacht. Die Veranstaltung richtete sich an Open-Data-Neulinge, also Projektkoordinierende und Interessierte aus dem Bereich Citizen Science, die bisher keine oder nur wenig Erfahrung mit Open Data in ihren Projekten gesammelt haben. Hier könnt ihr euch das Webinar ansehen.
In einem praxisorientierten Workshop mit Referentin Mag. Dr. Susanne Blumesberger, Msc. (Universität Wien) am 7. September 2023 lernten die Teilnehmenden anhand von Testdaten und einem Datenmanagementplan, wie sie ihre Forschungsdaten aus Citizen-Science-Projekten aufbereiten müssen, um sie offen zur Verfügung stellen zu können.
Citizen Science-Projekte sind zwangsläufig auch ethischen Gesichtspunkten unterworfen, insbesondere durch die (oder: in der) Zusammenarbeit mit Personen außerhalb des Forschungsbetriebes. Viele der Projekte stützen sich für die Zusammenarbeit auf digitale Tools, vor allem dann, wenn sie mit einer großen Zahl von Citizen Scientists zusammenarbeiten. Mit der Verwendung dieser digitalen Tools sind jedoch auch spezielle ethische Fragen verbunden. Was sind das für Fragen und wie können sie beantwortet werden? Vor welchen ethischen Herausforderungen stehen Citizen Science-Projekte im digitalen Raum? Darum ging es im D-A-CH-AG-Webinar mit Expertin Prof. Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien in Stuttgart am 27. September 2023.
Im Online-Workshop mit Christian Erlinger und Kathrin Heim (beide Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern) am 14. Juni 2024 erfuhren Projektleitende, die ihre Daten offen zur Verfügung stellen möchten, wie die Plattform Zenodo funktioniert und wie Forschungsdaten dafür aufbereitet werden müssen.
Im Online-Workshop, der von Daniel Tschink und Judith Engel von NFDI 4 Biodiversity am 14.11.2024 durchgeführt wurde, erhielten die Teilnehmenden Einblicke in verschiedene disziplinspezifische Datenzentren aus der biologischen und biodiversitätsbezogenen Forschung. Sie lernten, wie sensible Daten gehandhabt werden müssen und was eine "gute" Datenbeschreibung ausmacht. Zudem bekamen sie eine praktische Einführung in das GFBio Data Submission and Brokerage System: Dieser Service unterstützt Forschende dabei, ihre Datensätze mit Hilfe von Expert*innen in renommierten Datenzentren für Umwelt-, Biodiversitäts- und Sammlungsdaten zu kuratieren, zu archivieren und zu veröffentlichen.
Vom 26.-28. Juni 2019 fand im wunderschönen Obergurgl die 5. Österreichische Citizen Science Konferenz in wildromantischer Alpenidylle statt. Auf fast 2000 m Seehöhe versammelten sich ca. 150 Citizen Science Akteur*innen hauptsächlich aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, um gemeinsam über Citizen Science und das Motto “Grenzen und Übergänge” zu diskutieren.
In unserem Blog finden Sie auch die Proceedings zur Konferenz zur freien Verwendung: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-oesterreichische-citizen-science-konferenz-2019.
Das Citizen Science Network Austria bewies wieder einmal, dass es mehr ist als nur die Summe seiner Teile. Das Organisationskommittee bestand aus Vertretern der Universität Innsbruck, der Universität für Bodenkultur Wien, dem Zentrum für Citizen Science am OEAD, Schweiz forscht (CH), Bürger schaffen Wissen (D) und Partizipative Wissenschaftsakademie an der Universität Zürich und ETH Zürich. Dementsprechend vielfältig waren die Teilnehmer*innen und die wissenschaftlichen Beiträge. So kamen Vertreter*innen von Universitäten, Fachhochschulen, Vereinen, Museen, Förderorganisationen und vielen mehr um sich disziplinübergreifend auszutauschen.
Kaum ein anderer Ort ist für die Frage nach den Grenzen von Citizen Science so geeignet wie Obergurgl. Durch seine geografische Lage an politischen wie natürlichen Grenzen inspirierte der Ort dazu Citizen Science auszuloten. In und um Obergurgl ließen sich verschiedenste Grenzen und Übergänge finden und man konnte den Umgang mit diesen Schnittstellen eingehend kennenlernen. Viele Grenzen sind in Obergurgl präsent, wie die Schneegrenze, die Waldgrenze, eine Staatsgrenze oder auch die Baumgrenze. Diese Grenzräume konnten nicht nur als Begrenzung, sondern auch als Bereiche des Übergangs und des Austausches kennengelernt werden. In diesem Umfeld wurde nun diskutiert, wie man die Grenzen und Übergänge in Citizen Science zu anderen Methoden und Disziplinen am besten gestaltet und möglicherweise auch die Grenzspannungen positiv für sich nutzen kann.
Viele verschiedene Aspekte und Blickwinkel wurden rund um das Konferenzmotto in angeregter und wertschätzender Weise diskutiert. Bei diesen Diskussionen war vor allem die Diversität der Teilnehmer*innen der Konferenz sehr vorteilhaft, weil dadurch sehr oft neue Perspektiven ein bestimmtes Thema neu beleuchteten, und so neue kritische Fragestellungen ermöglichten. Vor allem die Figur des Wissenschaftlers Hans, welche durch die erste Keynote von Susanne Hecker zum Beginn der Konferenz eingeführt wurde, wurde immer wieder diskutiert. Bei Hans handelt es sich um einen Wissenschaftler, der durch äußere Umstände auf das Thema Citizen Science gebracht wurde, dieses spannend fand und sich dachte: So schwer kann das ja nicht sein. Wo dann die Grenzen von Citizen Science sind, und welche Übergänge es zu anderen Bereichen wie z. B. Wissenschaftskommunikation, Bildung und Ermächtigung von Bürgerinnen und Bürgern gibt, war ein sich durch die Konferenz ziehendes Thema.
Generell war die Konferenz von vielen Highlights gekennzeichnet: So gab es den höchst gelegenen und zudem den ersten Citizen Science Slam, den zwei Maturanten aus Lienz mit einem Lied und einem Gedicht über ihre Vorwissenschaftliche Arbeit gewannen. Das Conference Dinner wurde mit einer unglaublichen Torte zum fünfjährigen Jubiläum der Konferenz versüßt und das Gruppenfoto wurde gleich zu einem ganzen Video durch eine Drohne ausgebaut. Ein Höhepunkt für viele war sicher auch die Speed-Postersession, welche in äußerst kurzer Zeit zu höchst anregenden und fruchtbaren Diskussionen geführt hat. Diese Session wurde von der Stiftung Blühendes Österreich unterstützt und trug so besonders zur hervorragenden Stimmung auf der Konferenz bei.
Für uns als Citizen Science Network Austria zeichnet die jährlich stattfindende Konferenz vor allem aus, dass Citizen Science Akteur*innen aus verschiedensten Fachrichtungen und Institutionen an einem Ort zusammenkommen und jedes Jahr ein fachlich höchst anspruchsvolles Programm in einem fast freundschaftlichen Umfeld kreieren. So ist diese Konferenz schon zu einer Tradition geworden, die außergewöhnliches in sich vereint. Hier möchten wir uns für den unermüdlichen Einsatz aller Menschen bedanken, die es ermöglicht haben, dass wir die Konferenz nun schon fünf Jahre als Ort der Begegnung und des Austauschs erleben dürfen und das an verschiedensten Orten Österreichs.
Die nächste Konferenz findet übrigens vom 05.-08. Mai 2020 in Wien statt. Mehr Informationen dazu finden Sie in den nächsten Monaten natürlich auf Österreich forscht.
Zusammenfassung und Archiv der Konferenz der Universität Innsbruck: https://www.uibk.ac.at/projects/citizenscience/konferenz2019/.
Wissenschaft im Dialog: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/blog/blogartikel/beitrag/grenzen-und-uebergaenge-eindruecke-von-der-5-oesterreichischen-citizen-science-konferenz/
Monica Peters:
https://monicalogues.com/2019/07/03/oecsk2019-blog-1-borders-frontiers-citsci-definitions-benefits/
https://monicalogues.com/2019/07/03/oecsk2019-blog-2-citscinz-biodiversity-monitoring-co-design/
Zentrum für Citizen Science: https://www.zentrumfuercitizenscience.at/de/read-story/id-5-oesterreichische-citizen-science-konferenz-2019
https://www.dolomitenstadt.at/2019/07/06/gymnasiasten-punkten-mit-slam-zum-thema-garten/
(um Fotos zu vergrößern, bitte auf das jeweilige Foto klicken)
Motto: “Citizen Science: Anspruch und Bedeutung”
Wann? 14.-16. September 2020
Konferenzwebsite (inkl. Videos der Vorträge): Onlinekonferenz mit neuer Konferenzwebsite
Koordination (Citizen Science Network Austria): Didone Frigerio, Tobias Reckling (Universität Wien) & Daniel Dörler, Florian Heigl (Universität für Bodenkultur Wien)
Konferenzproceedings: https://www.citizen-science.at/blog/proceedings-der-oesterreichischen-citizen-science-konferenz-2020
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bereits zum sechsten Mal trafen sich fast 300 Citizen-Science-Begeisterte, Forschende, Studierende, und Praktiker*innen bei dieser transdisziplinären Konferenz, um sich auszutauschen, neue Erfahrungen zu sammeln und die Ergebnisse ihrer Studien zu präsentieren. “Citizen Science: Anspruch und Bedeutung” war das Motto der diesjährigen Konferenz, und das wirklich vielfältige Programm zeigte uns, dass dieses Motto guten Widerhall in den Citizen Science Communities im deutschsprachigen Raum gefunden hat, und nicht nur dort, sondern auch weit darüber hinaus. Die Teilnehmenden kamen u. a. aus den USA, Brasilien, Spanien, Schweden und aus England. Organisiert wurde die Konferenz in einer Kooperation aus Universität Wien, Österreich forscht, Universität für Bodenkultur Wien, Zentrum für Citizen Science, Bürger schaffen Wissen und Schweiz forscht.
Gerade in diesen Zeiten, in denen die Wissenschaft so präsent wie selten zuvor in den Medien erscheint, war es wichtig über den Anspruch und die Bedeutung von Citizen Science zu sprechen.
Ein Anspruch ist laut Duden unter anderem eine "berechtigte Forderung an etwas oder jemanden". Nun gibt es partizipative Methoden und die Einbindung von Bürger*innen in die Forschung zwar schon seit langer Zeit, aber der Begriff Citizen Science hat sich erst in den letzten Jahren etabliert, und er ist ein Sammelbegriff für viele partizipative, offene Forschungsmethoden geworden. Dennoch gibt es schon einige Ansprüche, die an Citizen Science gestellt werden. Nur ein paar Beispiele: Citizen Science soll das Verständnis der Gesellschaft für Wissenschaft erhöhen; Citizen Science soll dabei helfen, dass Bürger*innen vielleicht unpopuläre Lösungen für gesellschaftliche Probleme akzeptieren, weil sie in den Prozess eingebunden wurden; Citizen Science soll neue Daten und Ergebnisse liefern, die vorher nie möglich waren. Doch kann Citizen Science diese und viele andere Ansprüche wirklich erfüllen? Und welche Ansprüche stellt Citizen Science an sich selbst? Werden diese Ansprüche auch erreicht bzw. evaluiert?
In ihrer Keynote hat Heidi Ballard von der UC Davis in Kalifornien sich den Themen Lernen und Identitätsstiftung in Citizen-Science-Projekten angenommen. Oft stellen Citizen-Science-Projekte den Anspruch an sich selbst, dass die Citizen Scientists durch die Teilhabe etwas lernen und ein größeres Verständnis für den wissenschaftlichen Prozess erwerben bzw. sich selbst als Teil der Wissenschaft sehen. Lernen funktioniert allerdings nur in bestimmten Settings und passiert nicht von selbst, wie Heidi Ballard darlegte. Eine wichtige Erkenntnis war auch, dass das Lernen nicht nur in eine Richtung funktioniert (die Citizen Scientists lernen von den Projektleiter*innen), sondern in beide Richtungen (also auch die Projektleiter*innen lernen von den Citizen Scientists). Sich selbst als jemanden zu sehen, der oder die Wissenschaft betreibt, passiert ebenfalls nur unter bestimmten Voraussetzungen, und wird nur selten von Projekten evaluiert. Das Fazit aus dieser großartigen Keynote war, dass Citizen-Science-Projekte diesen Ansprüchen des Lernens und Teilhabens zwar gerecht werden können, sie dafür allerdings auch entsprechend gestaltet sein müssen.
Die zweite Keynote, vorgetragen von Dick Kasperowski von der Universität Göteborg, beschäftigte sich mit den ethischen Ansprüchen an Citizen Science, ein Bereich, der eher selten Beachtung findet. Welche ethischen Fragen und Ansprüche ergeben sich an Projekte durch die Einbindung von Citizen Scientists? Gerade dieser Aspekt veranschaulicht ein Dilemma der konventionellen Wissenschaft gegenüber Citizen Science: In konventionellen wissenschaftlichen Projekten gibt es in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zur Einhaltung ethischer Standards, die sich je nach Disziplin unterscheiden. Allen gemeinsam ist, dass die Projektleitung sich der ethischen Probleme, die mit einem konkreten Projekt verbunden sind, bewusst ist und diese nach Möglichkeit schon vor Projektbeginn adressiert bzw. Maßnahmen setzt, um diesen Problemen zu begegnen. Doch wie sieht das bei Citizen-Science-Projekten aus, die nicht von Forscher*innen von wissenschaftlichen Institutionen durchgeführt werden? Gelten für diese keine ethischen Regeln, müssen sie sich an die ethischen Regeln der professionellen Wissenschaft halten oder braucht es neue ethische Kriterien, die von solchen Projekten eingehalten werden müssen? Diese in der Citizen-Science-Community immer stärker werdende Diskussion hat auch bei der Österreichischen Citizen Science Konferenz für Diskussionsstoff gesorgt.
Neben diesen Keynotes beschäftigten sich noch zahlreiche weitere Vorträge und Workshops mit dem Thema Anspruch: Im Workshop “Das Open in Citizen Science: offene Daten, offene Hardware, offene Software” wurde die Offenheit von Citizen-Science-Projekten näher beleuchtet und es wurden mögliche Lösungen für die Öffnung vorgestellt. In der “Citizen Science Fail Session” wurde offen über das Scheitern von und in Citizen-Science-Projekten diskutiert. Der Workshop “EU-Citizen.Science: Plattform der unbegrenzten Möglichkeiten” stellte eine neue EU-weite Plattform für Citizen Science vor, auf der sich Trainingsressourcen, Projekte und Organisationen befinden, und in einer Podiumsdiskussion wurde das Spannungsfeld von Citizen Science zwischen Demokratisierung der Wissenschaft und globalen Herausforderungen mit einem hochkarätig besetzten Panel diskutiert.
Der Anspruch, der an Citizen Science gestellt wird, und der auch von Citizen Science an sich selbst gestellt wird, ist oftmals direkt verbunden mit der Bedeutung, die Citizen Science zugemessen wird. Citizen Science wird dann bedeutend sein, wenn sie erfolgreich ist, wenn sie Ziele erreicht, wenn sie ihrem Anspruch gerecht wird, und wenn sie bedeutende und/oder zahlreiche Fürsprecher*innen gewinnt. Bedeutung kann aber auch etwas anderes heißen: Bedeutung kann auch heißen: was ist Citizen Science überhaupt? Was macht ein Citizen Science Projekt aus? Was bedeutet es, ein Citizen Scientist zu sein? Und mit diesen Fragen sind wir mitten in einer intensiven internationalen Debatte um die Definition von Citizen Science, die wir in Österreich mit unseren Qualitätskriterien für Citizen Science Projekte auf Österreich forscht angestoßen haben.
Auch diesem Thema nahmen sich Sessions an: Im Workshop “Würden Sie das Citizen Science nennen?” wurde eine internationale Initiative vorgestellt, die durch die Bewertung von 50 verschiedenen, kurzen Fallstudien durch zahlreiche Citizen-Science-Akteur*innen versucht zu beschreiben, welche Charakteristiken Citizen-Science-Projekte aus der Perspektive der sehr heterogenen internationalen Citizen-Science-Community haben. Der Workshop “Mentoringprogramm zur Umsetzung der Qualitätskriterien für Citizen Science Projekte auf Österreich forscht” befasste mich mit der offenen Gestaltung eines Mentoringprogrammes, mit Hilfe dessen Citizen-Science-Projektleiter*innen in Zukunft einfach, schnell und regional Ansprechpartner*innen finden sollen, die ihnen bei der Umsetzung der Qualitätskriterien behilflich sind.
Neben diesen Workshopbeispielen fanden sich in den vier inter- und transdisziplinären Vortragssessions zahlreiche Projekte, die sich ebenfalls mit dem Motto “Anspruch und Bedeutung” auseinandersetzen. Auch die Postersession mit über 30 Postern zeigte die Bandbreite auf, mit der sich Citizen-Science-Projekte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum diesem Motto annahmen. Die Videos der Keynotes, aller Vortragssessions und der Postersession stehen übrigens auf der Konferenzwebsite zum Nachschauen zur Verfügung.
Auch das Rahmenprogramm war dieses Jahr von diesem Motto geprägt: Den Anfang machte eine Podiumsdiskussion, in dem die Bedeutung von Citizen Science für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften näher beleuchtet wurde. Dabei wurde klar, dass Citizen Science gerade in diesen Wissenschaftsdisziplinen noch viel Potential hat. In einem abendlichen Online-Citizen-Science-Slam kombiniert mit einer Online-Bierverkostung konnten sich die Teilnehmer*innen der Konferenz von der humoristischen Seite von Citizen Science überzeugen.
Die Österreichische Citizen Science Konferenz 2020 gab also auch dieses Jahr wieder zahlreiche Inputs, lieferte Diskussionsstoff, zeigte Außergewöhnliches und machte viel Vorfreude auf die nächste Österreichische Citizen Science Konferenz, welche von 23.-25. Februar 2022 in Dornbirn stattfinden wird!
Der wissenschafltiche Beirat unterstützte das Organisationsteam der Österreichischen Citizen Science Konferenz bei der Erstellung des Programms und war damit ein zentraler Bestandteil der Konferenzorganisation. Er bestand aus nationalen und internationalen Expert*innen im Bereich Citizen Science und setzte sich aus folgenden Personen zusammen:
Leiterinnen: Petra Siegele, Elisabeth Schauermann, Marika Cieslinski (dzt. in Karenz) (Zentrum für Citizen Science, OeAD)
Die AG „Citizen Science an/mit Schulen“ wurde im Rahmen des Plattformtreffens am 26. Juni 2019 in Obergurgl gegründet, um die zahlreichen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule zusammenzuführen. Die Mitglieder der AG stammen aus Forschungseinrichtungen und Schulen.
Über die letzten Jahre konnten in Österreich zahlreiche Kompetenzen und Wissen durch Forschungs-Bildungs-Kooperationen aufgebaut werden, nicht zuletzt auch durch das Sparkling-Science-Forschungsförderprogramm des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung oder den seit 2015 vom Zentrum für Citizen Science organisierten Citizen Science Award, in dem jedes Jahr Schulen, Jugendgruppen, Familien und Einzelpersonen zum Mitforschen bei verschiedenen Projekten eingeladen werden.
2021 hat die Arbeitsgruppe die Handreichung "Citizen Science – Forschen mit Schulen. Grundlagen, Empfehlungen & praktische Tipps für gemeinsame Projekte" veröffentlicht. Eine kompakte Checkliste bietet einen schnellen Überblick über die wichtigsten Faktoren, die bei einer solchen Zusammenarbeit beachtet werden sollten. Die Broschüre steht auf Zenodo zum Download verfügbar.
2024 konzipiert die AG eine PH-Fortbildung, in der Lehrpersonen aller Schulstufen und -formen die Integration von Citizen Science in den Schulunterricht nähergebracht werden soll.
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