Wir haben unsere Partner gefragt, wie es um die Zusammenarbeit und den Austausch im Citizen Science Network Austria bestellt ist und wie sie sich künftig Kooperationen im Netzwerk vorstellen.
Wir haben einsichtsvolle Rückmeldungen von 50 Citizen Science-Projekten, die auf Österreich forscht gelistet sind, erhalten. Danke dafür!
Ein Einblick in die aktuellen Formen der Zusammenarbeit bzw. Gründe für oder gegen die Kooperation mit Citizen Science-Projekten auf Österreich forscht, sowie Ideen für künftige Kooperationsmöglichkeiten waren die Schwerpunkte der Umfrage.
Auf Österreich forscht waren 84 aktive Projekte und 37 archivierte Projekte zum Zeitpunkt der Erhebung im Februar 2024 gelistet. 50 davon haben sich die Zeit genommen, Rückmeldung zur Zusammenarbeit und den Austausch mit anderen Citizen Science-Projekten auf Österreich forscht zu geben. Die thematische Bandbreite der Projekte, die die Umfrage beantwortet haben, spiegelt auch die generelle Vielfalt der Disziplinen, die auf Österreich forscht vertreten sind, wider. Institutionell wird der Großteil der in der Umfrage beschriebenen Projekte an einer Universität oder Fachhochschule (66%) geführt. Weitere Organisationen, die Citizen Science-Projekte betreiben, sind Verbände oder Vereine (10%), Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen (=GLAM, 12%), GmbHs (6%) oder reine Forschungsinstitutionen (4%) (Abbildung 1). Thematisch sind die Projekte sehr vielfältig aufgestellt. Ebenso unterscheiden sie sich in der Projektdauer: von langjährigen Vorhaben, vor allem im Bereich Monitoring bis hin zu sehr jungen Initiativen, die auf kurzfristiger Förderung basieren.
Wie ist es also um die Kooperation zwischen diesen Projekten bestellt?
Insgesamt hat sich gezeigt, dass die befragten Citizen Science-Projekte relativ wenig zusammenarbeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig, ebenso wie die Formen der Kooperation. 38 der befragten Citizen Science-Projekte auf Österreich forscht haben bisher nicht kooperiert, während 12 Projekte schon Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Citizen Science-Projekten gesammelt haben (Abbildung 2).
Bevor wir aber die Gründe betrachten, warum Citizen Science-Projektleiter:innen nicht mit anderen Citizen Science-Projekten kooperieren, sehen wir uns zunächst die Situation der kooperierenden Projekte genauer an.
Die Umfrage hat ergeben, dass von den 12 kooperierenden Projekten[1] vor allem Ökologie- bzw. Biodiversitätsprojekte zusammenarbeiten oder Erfahrungen austauschen. Beispielsweise spielen (thematisch) breiter aufgestellte Projekte eine zentrale Rolle. So z.B. vernetzen sich Projekte, die eine breite Palette an Tier- und Pflanzenarten abdecken mit jenen, die nur einzelne Arten untersuchen.
Auch, wenn Projekte an derselben Institution angesiedelt sind oder Projektleiter:innen in Personalunion sind, gibt es (notwendigerweise) Austausch.
Die Umfrage hat ergeben, dass von den 12 kooperierenden Projekten[1] vor allem Ökologie- bzw. Biodiversitätsprojekte zusammenarbeiten oder Erfahrungen austauschen. Beispielsweise spielen (thematisch) breiter aufgestellte Projekte eine zentrale Rolle. So z.B. vernetzen sich Projekte, die eine breite Palette an Tier- und Pflanzenarten abdecken mit jenen, die nur einzelne Arten untersuchen.
Insgesamt hatten diese 12 Projekte mit 48 anderen Projekten Erfahrungsaustausch, tauschten Daten aus oder sammelten gemeinsam Daten (mit 41 anderen Projekten), setzten gemeinsame Kommunikationsmaßnahmen (mit 35 anderen Projekten) an, führten ein Projekt gemeinsam durch (mit 13 anderen Projekten), veröffentlichten gemeinsame Publikationen, einschließlich Berichten oder wissenschaftlicher Beiträge, führten Veranstaltungen zusammen durch und konnten gemeinsam Wirkung erzielen (mit je 11 anderen Projekten). Teilweise teilten die Projekte auch Infrastruktur (mit 10 anderen Projekten), reichten einen gemeinsamen Förder- oder Projektantrag ein (mit 6 anderen Projekten) oder führten gemeinsame Schulungen durch (mit 5 anderen Projekten) (Abbildung 4).
Auch, wenn Projekte an derselben Institution angesiedelt sind oder Projektleiter:innen in Personalunion sind, gibt es (notwendigerweise) Austausch.
Alle 11 Projektleiter:innen[1], die angaben, dass sie bereits mit anderen Citizen Science-Projekten kooperiert haben, haben dies getan (Abbildung 5), weil sie ein gemeinsames Ziel verfolgen. Der zweithäufigste Grund (8 Antworten) für die Kooperation mit anderen Projekten vom Citizen Science Network Austria war die Nutzung von Netzwerken, um mehr Personen oder bestimmte Personengruppen zu erreichen. Der dritthäufigste Grund (5 Antworten) war das Erzielen von gesellschaftlicher Wirkung, gefolgt von fehlendem Know-how oder Expertise (3 Antworten). Weitere Gründe für Kooperation sind, dass diese von Fördergebern gefordert wird (2 Antworten) oder Infrastruktur, wie z.B. Forschungsdatenmanagement, Plattformen oder Technologie im Projekt, fehlt (1 Antwort). Keines der kooperierenden Projekte hat aus Ressourcenmangel (zu wenig Geld, Zeit oder Personal) mit anderen zusammengearbeitet oder sich mit anderen ausgetauscht.
Bei der Frage „Warum haben Sie kooperiert?" wurde noch ergänzt, dass es um die Nutzung bereits bestehender Daten, vorhandenes Wissen oder eine gemeinsame Lehrveranstaltung geht.
Eine Person gab an, dass sie zwar nicht mit anderen Projekten von Österreich forscht, aber dafür mit einem anderen europäischen Citizen Science-Projekt zusammenarbeitet, weil dieses als Pionier in dem Fachgebiet gilt und bereits eine App entwickelt hat, die von anderen kostenlos genutzt werden kann.
Von den 12 Projekten auf Österreich forscht, die bereits mit anderen kooperiert haben, gab die Hälfte explizit an, dass der Austausch (seien es Methoden, Kompetenzen, Daten oder Erfahrungen) ein wesentlicher Nutzen der Kooperation war. Des Weiteren spielte die Weiterentwicklung (persönlich, aber auch auf Projektebene) eine Rolle, wie beispielswiese neue Erfahrungen oder Einblicke zu gewinnen oder von der Expertise oder den Daten der Kooperationspartner zu profitieren. Auch das Hinarbeiten auf ein gemeinsames (wissenschaftliches) Ziel bzw. die größere Wirkung (in der Öffentlichkeit) waren bisher ebenso von Bedeutung wie bessere Fördermöglichkeiten oder eine bessere geografische (Daten-)Abdeckung zu erzielen.
Während der Großteil der Befragten keine Herausforderungen bei bisherigen Kooperationen erlebt hat, so gaben 4 Personen an, dass sie mit mangelnder oder missverständlicher Kommunikation untereinander (2 Antworten) zu kämpfen hatten oder unterschiedliche Ziele oder Prioritäten (2 Antworten) verfolgten. Als Hürden bei bisherigen Kooperationen wurden außerdem noch angeführt, dass es Schwierigkeiten bei der Koordination und Organisation des Projekts gab. Außerdem führten unterschiedliche Arbeitsweisen und Abläufe zwischen den Projektpartnern zu Schwierigkeiten im Projekt. Auch die fehlende Unterstützung von Vorgesetzten bzw. der Institution sowie unterschiedliche Wissensstände oder Expertise zwischen den Projekten (mit je einer Antwort) wurden als Herausforderungen von den Projektleiter:innen wahrgenommen. Auch mangelnde Finanzierung wurde als eine Barriere genannt.
Herausforderungen wurden allerdings auch als Möglichkeit des Lernens betrachtet, um beim nächsten Mal Dinge besser machen zu können.
Fehlende Kapazitäten und Ressourcen sind der Hauptgrund (20 Antworten) für das Nichteingehen oder Anbahnen einer Kooperation mit anderen Citizen Science-Projekten (Abbildung 6). An zweiter Stelle (11 Antworten) stehen unterschiedliche Ziele oder Prioritäten. Außerdem sprechen für die Befragten folgende Gründe gegen eine Kooperation: Mühsame Koordination/Management/Organisation und unterschiedliche Arbeitsweisen und Abläufe (je 4 Antworten), unklare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten und fehlende Unterstützung von Vorgesetzten oder der Institution (je 3 Antworten). Eine Person würde keine Kooperation mehr eingehen aufgrund von schlechten Erfahrungen mit vorherigen Kooperationen (1 Antwort). Keine Rolle spielen unterschiedliche Wissensstände/Expertise oder Konkurrenzdenken (z.B. Konkurrenz um Fördermittel oder Ideenklau).
Weitere Gründe, die gegen die Zusammenarbeit oder den Austausch mit anderen Citizen Science-Projekten sprechen, sind fehlende thematische Passung (4 Nennungen) oder keine Notwendigkeit oder Mehrwert (2 Antworten), sowie unterschiedliche Vorstellungen, langwierige Vorarbeit, Personalwechsel bei den Partnern, Kooperationsunwilligkeit bei anderen, sowie dass die Arbeit alleine oft schneller voranschreitet und mehr Unabhängigkeit bietet.
Von den Projekten, die sich bisher noch nicht mit anderen Citizen Science-Projekten im Citizen Science Network Austria zusammengetan haben, können sich einige dies durchaus vorstellen (Abbildung 7), wenn es ein gemeinsames Ziel (26 Antworten) gibt oder Netzwerke genutzt werden können (z.B. erreichen von mehr Personen oder einer bestimmten Personengruppe) (23 Antworten). Auch das Erzielen von Wirkung (22 Antworten) und fehlendes Know-how/Expertise (16 Antworten) könnten zu einer Kooperationsanbahnung laut den Befragten führen. Fehlende Infrastruktur, das Gebot der Kooperation von Fördergebern und Ressourcenmangel rangieren hingegen als Gründe, die gegen eine Kooperation sprechen, auf den letzten Plätzen.
Wenn wir die bisherigen und die potenziellen Gründe für Kooperationen vergleichen (Abbildung 8), zeigt sich, dass ein gemeinsames Ziel, die Nutzung von Netzwerken und das Erzielen von (gesellschaftlicher) Wirkung in beiden Fällen an vorderster Stelle liegen.
Die am häufigsten genannten potenziellen Vorteile einer künftigen Kooperation beziehen sich auf die Passung von Thema und Ziel, z.B. einschlägigen Projekten. Naturwissenschaftliche Projekte würden hier auch mit NGOs, internationalen Initiativen, Vereinen oder Naturparks zusammenarbeiten.
Durch den Austausch von Wissen, Erfahrungen, Technologie und weiteren Ressourcen erhoffen sich die Projekte Vorteile aus einer Kooperation. Auch die Erhöhung der Sichtbarkeit und der Reichweite, der Ausweitung von Netzwerken und der Erschließung neuer Zielgruppen sind mögliche Vorteile.
Eine Antwort verweist auf die Situation von Citizen Science-Projekten, die teils 100%-ig drittmittelfinanziert sind und daher Kooperationen meist nur projektweise, aber nicht langfristig gedacht werden können.
Wenn eine Kooperation einen Mehrwert bringt (für das Projekt oder die Citizen Scientists), sind Kooperationen für eine befragte Person durchaus denkbar. Außerdem könnte eine Kooperation auch die Motivation am eigenen Projekt zu arbeiten, erhöhen, z.B. in naturwissenschaftlichen Projekten durch Ausweitung auf ähnliche Lebensräume in anderen Bundesländern.
Wenn es um die Stärkung der Kooperationen im Citizen Science-Netzwerk geht, dann steht Vernetzung für die Befragten an erster Stelle. Dies kann laut den eingebrachten Vorschlägen entweder bei Plattformtreffen erfolgen oder in Form einer Kooperationsbörse oder Austauschplattform. Diese Plattform könnte Projekte oder Personen listen, die an Kooperationen interessiert sind. Mittels eines Profils können Vorerfahrungen, Themen und Kooperationsmöglichkeiten für andere einsehbar sein. Hier spielt für die Projektleiter:innen vor allem die Vernetzung von thematisch ähnlichen Projekten eine Rolle, entweder durch die Schaffung eigener Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen (z.B. Ökologie, Naturschutz, Medizin) oder durch Workshops. Workshops könnten auch der Kooperationsanbahnung, der Diskussion von erfolgreichen Beispielen in Form von Best Practices oder als Sichtbarmachung von Angebot und Nachfrage (z.B. Wissen, Expertise, Technologie, Infrastruktur) genutzt werden. Somit können laut den Befragten auch Doppelgleisigkeiten vermieden werden. Einige Befragte wiederum betonten auch die Bedeutung der interdisziplinären Vernetzung.
Zwei Mal wurde auch die Förderung für kooperative Projekte (an einem Standort) als ein Mittel zur Stärkung von Kooperationen erwähnt. Auch der Blick über den Tellerrand kann laut den Befragten helfen, beispielsweise Kooperationen mit Projekten außerhalb Österreichs oder Europas anzubahnen. Außerdem könnten englischsprachige Angebote Kooperationen (auch) innerhalb Österreichs vorantreiben.
Infobox: Österreich forscht bietet bereits einige Möglichkeiten und Services, um Kooperationen im Netzwerk zu verstärken:
Einige Befragte wollen auch ihre eigenen Netzwerke (entweder Zugang zu bestimmten Interessengruppen) oder Plattformen, sowie Technologie zur Weiterentwicklung von Kooperationen beitragen. Wiederum andere können bei der Kommunikation, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen oder Infrastruktur für Workshops und Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Auch die Schnittstelle zwischen Kunst, Forschung und Partizipation könnte durch die Unterstützung der Mitglieder von Österreich forscht weiter ausgebaut werden.
Generell gibt es wenig Austausch und Zusammenarbeit zwischen Citizen Science-Projekten auf Österreich forscht. Wenn es Zusammenarbeit und Austausch gibt, dann oft zwischen Projekten, die schon länger auf Österreich forscht präsent sind und die ein übergreifendes Thema behandeln. Hier stechen besonders Projekte mit Bezug zu Ökologie oder Biodiversität hervor, die mehrere Tier- oder Pflanzenarten abdecken.
Ein Hauptgrund für bisherige Kooperationen oder die Anbahnung künftiger Kooperationen ist ein gemeinsames Ziel, das Projekte verfolgen. Obwohl nicht explizit von den Befragten geäußert, so ist vermutlich für Projekte im Bereich der Ökologie der Schutz der Biodiversität das einende Ziel der Kooperation. In diese Kerbe schlägt auch das Interesse an der (gesellschaftlichen) Wirkung. So kommt es zu institutionenübergreifenden Kooperationen, z.B. zwischen Universitäten, Behörden, Vereinen oder Museen.
Da Kooperationen für viele Befragte, die bisher noch nicht mit anderen Citizen Science-Projekten auf Österreich forscht zusammengearbeitet haben, durchaus denkbar wären, wenn es vom Thema und Ziel her matched und ein gewisser Mehrwert erkennbar ist, ist als erster Schritt die Schaffung einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema geplant.
Was deutlich aus der Umfrage hervorgeht, ist, dass über ein Viertel der Befragten aus nicht kooperierenden Projekten auf Grund von Ressourcenmangel und fehlender Infrastruktur in Zukunft mit anderen Citizen Science-Projekten „packeln" würden. Die Projekte, die bereits zusammenarbeiten, sehen das etwas anders: Einige Befragte merkten an, dass Kooperationen extra Ressourcen, wie Zeit oder Personal für die Abstimmung erfordern. Zwar können durch Kooperationen fehlende Ressourcen am einen Ende ausgleichen, erfordern aber am anderen Ende extra Ressourcen zwecks Koordination und Organisation untereinander.
Vernetzen und Kennenlernen ist zwar ein guter Grundstein für die Anbahnung von Kooperationen, aber damit diese letztendlich in der Realität umgesetzt werden, braucht es mehr. Ein wiederkehrendes Thema war außerdem die thematische Passung zwischen Projekten, um überhaupt eine Kooperation einzugehen. Allerdings können sich besonders spannende Kooperationen nicht nur mit thematisch ähnlichen Projekten ergeben, sondern auch durch interdisziplinäre und transdisziplinäre Ansätze, wozu Citizen Science einen wesentlichen Beitrag leistet. Diesem ganzen Themenbereich wird sich die neu zu gründende Arbeitsgruppe zu Kooperationen künftig widmen.
Um den Stein einmal ins Rollen zu bringen, werden gelungene Beispiele der Kooperation zwischen Citizen Science-Projekten demnächst auf Österreich forscht vorgestellt. Das Citizen Science Network Austria lebt von deinen Beiträgen! Wenn ihr Partner im Netzwerk seid, möchten wir gerne eure Erfolgsgeschichte zu Kooperationen vor den Vorhang holen!
[1] Anmerkung: Für die kooperierenden Projekte gab es 11 Antworten zu 12 Projekten. Dies ergibt sich dadurch, dass eine Person auch mehrere Citizen Science-Projekte betreiben kann. Bei der Auswertung wurde die Zahl der Antworten berücksichtigt. Geht es um die Zahl der Projekte, ist dies explizit angegeben.
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