Aktuelle Blogger

Florian Heigl
143 Beiträge
Florian Heigl ist einer der Gründer und Koordin...
Lisa Recnik
6 Beiträge
Ich bin Chemikerin mit einem Hang zur Wissensch...
Daniel Dörler
250 Beiträge
Ich bin ausgebildeter Zoologe und einer der Grü...
Alina Hauke
50 Beiträge
Ich bin Geographin mit einem Faible für Ökologi...
Anna Loupal
1 Beitrag
Als angehende Biologin und Studentin der Agrarwiss...

Warum werden gerade so viele Igel gemeldet?

Warum werden gerade so viele Igel gemeldet? Alexas_Fotos, Pixabay (https://bit.ly/3g7dRSM)

Vorkommen der Igel 

Igel gehören zu der Ordnung der Insektenfresser (Insectivora) und sind daher eng verwandt mit Maulwürfen und Spitzmäusen. Neben Käfern, Raupen und Regenwürmern stehen Schnecken mit ganz oben auf dem Speisezettel. So werden sie auch oft in Gärten und Parks beobachtet, wenn sie dort auf Nahrungssuche gehen. Allerdings geschieht dies meist in der Dämmerungszeit und Nacht, da sie vorwiegend nachtaktive Lebewesen sind. Im Winter, von etwa Oktober bis März, sind Igel selten zu sehen, da sie in der Regel Winterschlaf halten. Die Länge des Winterschlafs variiert in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise klimatischen Bedingungen, der körperlichen Verfassung des Igels und dem Geschlecht. Igel leben einzelgängerisch und in festen Territorien, die sich auch überlagern können. Als Lebensraum werden kleinräumig abwechslungsreiche, also strukturreiche Gebiete bevorzugt, wo die Tiere sowohl Nahrung als auch Versteckmöglichkeiten finden. Dazu gehören Landschaften mit Gebüschen und Bäumen, Brachflächen mit Hecken, artenreiche Magerwiesen sowie Gärten und Parks. Intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen sowie Nadelholz-Monokulturen bieten diese Möglichkeit nicht, wodurch sie öfter in Randbereichen von Dörfern und Städten leben.

Wie man in der Karte weiter unten gut erkennen kann, werden uns Igel aus ganz Europa gemeldet. Hier handelt es sich aber nicht immer um die selbe Art, da es in Europa den Nördlichen Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus), den südlichen Weißbrustigel (Erinaceus concolor) und den Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) gibt. Das Verbreitungsgebiet des Braunbrustigels und des Nördlichen Weißbrustigels treffen in einer ungefähr 200 Kilometer breiten Zone aufeinander. Diese Überlappungszone verläuft von der Ostsee bis zur Adria, also auch durch Österreich. Daher können wir in manchen Gebieten Österreichs sowohl den Braunbrustigel als auch den Weißbrustigel antreffen. Der Braunbrustigel wird vom Umweltbundesamt in der Roten Liste der gefährdeten Arten für Österreich als „potentiell gefährdet" eingestuft (Stand 2005). Europäische Igel wurden in der Vergangenheit auch in andere Gebiete der Erde übersiedelt, daher sind Igel z.B. auch in Neuseeland anzutreffen, wo uns auch schon viele gemeldet wurden.

Screenshot unserer interaktiven Karte auf der Projektseite, mit dem Filter auf "Igel" eingestellt.

Wie erkenne ich einen getöteten Igel auf der Straße?

Igel sind eindeutig an ihren Stacheln zu erkennen. Auch wenn das Tier schon länger auf der Straße liegt, ausgetrocknet ist oder schon oft überfahren wurde, sind die Stacheln noch klar zu sehen.

Wie kommt es zu getöteten Igeln auf der Straße? 

Im späten Frühling verlassen auch die Igel ihr Winterquartier. Männchen verlassen das Winterquartier ca. 3-4 Wochen vor den Weibchen und begeben sich auf die Suche nach Futter und später nach Paarungspartnerinnen. Die Paarungszeit beginnt im späten Frühling (April/Mai) und endet im September. Igel sind grundsätzlich Einzelgänger, nur zur Begattung und bei der Jungenaufzucht sind sie in Gesellschaft zu beobachten. Im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren, verteidigen Igel keine Reviergrenzen. In Abhängigkeit von Futterangebot und potentiellen Paarungspartnern bewegen sich Igel mehr oder weniger weit fort. Um genügend Nahrung zu finden, benötigen Igel eine Fläche von bis zu 40 ha. Wenn ein hohes Nahrungsangebot herrscht, wie in Gärten oder Ackerflächen, kann die Fläche auch auf 5 ha sinken – grundsätzlich benötigen Männchen ungefähr doppelt so viel Fläche wie Weibchen.
Bei diesem Flächenbedarf verwundert es nicht, dass Igel häufig eine Straße überqueren müssen. Da Igel bekanntlich nicht zu den schnellsten Tieren zählen (sie bewegen sich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2m/min.) brauchen sie sehr lang um eine Straße zu überqueren. Weiters besitzen sie keinen Fluchtreflex; im Gegenteil, droht Gefahr rollen sich Igel ein und schützen sich durch ihre Stacheln. Diese sonst sehr erfolgreiche Verteidigungsstrategie ist gegen Autos leider wirkungslos, wenn nicht sogar kontraproduktiv und spiegelt sich in den Zahlen auf unserer Karte wider. In den Grafiken weiter unten sieht man, dass in den Jahren 2017-2020 die höchste Anzahl an Meldungen im Jahr meist zwischen Mai und September gelegen ist, also genau in der Paarungszeit, wo die Igel am aktivsten sind. Im Jahr 2020 ist zu beachten, dass dieser Blogeintrag Mitte August geschrieben wurde und daher ab 20. August keine Daten mehr in die Grafik eingeflossen sind. Die aktuellen Statistiken der Meldungen im Projekt können übrigens jederzeit in unserer interaktiven Karte auf der Projektwebsite eingesehen werden. Wie man diese Statistiken verwenden kann, haben wir in einem eigenen Blogbeitrag zu Statistiken beschrieben.


2017
2018
2019
2020

Gerade für lokale isolierte Igelpopulation können Straßen die Überlebenswahrscheinlichkeit stark beeinträchtigen, da neben der Mortalität der genetische Austausch zwischen Populationen behindert wird. Die meisten überfahrenen Igel wurden im Monat Mai gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich Igel in Mitten ihrer Paarungszeit und legen daher weitere Strecken zurück. Ein langsameres und umsichtigeres Autofahren, gerade in der Dämmerung und Nacht in dieser Zeit, kann Igel-Roadkill reduzieren.

Citizen Science im Kontext: Verortung im Open Inno...
Kurzvorstellung: SPOTTERON - die Citizen Science A...

Ähnliche Beiträge

 

Kommentare

Derzeit gibt es keine Kommentare. Schreibe den ersten Kommentar!
Bereits registriert? Hier einloggen
Gäste
Donnerstag, 21. November 2024

Sicherheitscode (Captcha)

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://www.citizen-science.at/