Es ist erschreckend, wie viele Tiere zu Verkehrsopfer werden. Viele Menschen überfahren kleine und größere Säugetiere wie Füchse und Marder aber auch Igel, Vögel, Amphibien und Reptilien auf ihren Wegen und es ist ihnen dabei völlig egal, dass sie gerade ein Leben ausgelöscht haben. Diese Gleichgültigkeit macht mich sehr traurig. Wir sind nicht alleine auf dieser Welt und schon gar nicht gehört sie uns alleine! Für mich ist es ein kleiner Beitrag, den ich leiste, indem ich bei Roadkill Verkehrsopfer poste und damit vielleicht ein wenig dazu beitrage, den stillen, anonymen und unsichtbaren Tod vieler Tiere sichtbarer zu machen. Ziel muss es dabei natürlich immer sein, mittel- und langfristig zu Schutz- und Straßensicherungsmaßnahmen beizutragen.
„Alles hängt mit allem zusammen"
Alexander von Humboldt hat mit seinem vernetzten Denken verstanden, was die Welt ausmacht und vor über 250 Jahren wichtige Erkenntnisse zu Klima- Natur- und Tierschutz, Artenvielfalt und Ressourcenschonung gewonnen. Er ist mit Begeisterung und Engagement aber mit der schlechtesten Ausrüstung auf die höchsten Berge geklettert, hat Flüsse vermessen und schon damals vor Bodenerosion und den Folgen der Abholzung gewarnt. Der erste Klimaschützer! Seither hat sich viel in unserer Beziehung zur Natur verändert und leider nicht zum Besseren. Natur bedeutet heute oft nur die Kulisse mit dem perfekten Hintergrund für das Selfie für Eventgastronomie, Ausflugstourismus oder Sportaktivitäten. Der Lebensraumverlust für Fauna und Flora ist katastrophal, die Bodenversiegelung ein großes und von der Politik anhaltend ignoriertes Problem. Es gibt keine Initiativen oder Regulatorien der Politik gegen das Insektensterben und Vogelsterben – zu einem großen Teil verursacht durch die Agrarindustrie. Die Zahl der Vögel geht dramatisch zurück. Seit 1980 verschwand europaweit mit rund 300 Millionen Brutpaaren die Hälfte der Vögel in ländlichen Regionen. (Quelle: www.birdlife.at)
Ich habe beschlossen, dass ich in meinem Einflusskreis, so klein er auch sein mag, etwas bewirken und tun möchte, denn die wenig attraktive Alternative wäre es, einfach total frustriert vor einer turbokapitalistischen Gesellschaft von Ich-AGs zu kapitulieren.
Wir tragen Verantwortung für die, die schwächer sind!
Vom Interesse über das Lernen und Erfahren von Natur, Tieren und Pflanzen ist es nur mehr ein kleiner Schritt hin zu derem Schutz. Davon bin ich überzeugt. Jeder kann und sollte etwas tun – sei es im eigenen Garten oder auf dem Balkon mit der Bienenweide und dem Wildbienenkasten, den Nistkästen unter dem Dach oder sogar einem Feuchtbiotop statt dem Chlor-Pool. Aber natürlich endet Natur- und Tierschutz nicht im eigenen Garten. Daher unterstütze ich mit Begeisterung Projekte wie Roadkill, Birdlife Österreich und die Aktivitäten des Österreichischen Naturschutzbundes rund um den Amphibienschutz auf den heimischen Straßen. Ich glaube desto sichtbarer Schutzmaßnahmen, wie bspw. Krötenschutzzäune, im öffentlichen Raum präsent sind, desto mehr Menschen werden sich bewusst, dass wir nicht alleine unterwegs sind. Solche Projekte sind eine Chance, auch junge Menschen zu erreichen und für diese wunderschönen Tiere zu interessieren, sie über deren Lebensweise zu informieren und letztlich idealerweise auch zu motivieren, zum aktiven Schutz beizutragen. Der Naturschutzbund arbeitet mit ehrenamtlichen „Krötentaxis" zusammen, die die Zäune betreuen und engagiert sich als Lobby für die Errichtung derartiger Zäune in Absprache mit den örtlich verantwortlichen Gemeinden und Straßenmeistereien. Wir haben vergangenes Jahr mit einem kleinen Team von rund vier Personen, über 1.300 Tiere (in erster Linie Erdkröten und Springfrösche) über eine über viele Jahre ungesicherte Krötenwanderstrecke beim „Goldenen Bründl" (Oberrohrbach Landesstrasse Richtung Harmannsdorf / Rückersdorf, Weinviertel) transportiert. Viele davon konnten wir 2019 vor dem sicheren Tod retten. Auch heuer waren wir wieder im Einsatz – erstmals und dank der Unterstützung der Straßenmeisterei Korneuburg – an einer streckenweise mit einem Krötenzaun gesicherten Strecke. Durch die Protokollierung und akribische Zählung der toten und geretteten Tiere 2019 hatten wir letztlich genügend Argumente für die Errichtung dieses Zaunes. So ist das ein gutes Beispiel für den praktischen Nutzen der Statistik und eine Bestätigung für Projekte wie Roadkill. Für mich persönlich ist es aber auch eine schöne und wichtige Befriedigung, nicht nur tote Tiere zu fotografieren und örtlich zu protokollieren sondern auch aktiv etwas zu tun, dass diese wunderschönen und lustigen Tiere nicht überfahren werden. Erdkröten gehen bis zu 13 km zu ihren Laichgebieten, die Weibchen tragen dabei die Männchen, nicht ganz freiwillig „huckepack". Sie quaken dabei ganz speziell. Wer einmal auf diese Weise in Kontakt mit der Natur gekommen ist, den lässt dieses Erlebnis so schnell nicht mehr los. Für die Überquerung der Straße brauchen vor allem die Kröten leider bis zu fünfzehn Minuten, was ihnen zu oft zum Verhängnis wird.
Ich möchte jeden gerne dazu einladen, mit offenen Augen durch die Nachbarschaft, auf den Berg, an den See oder in den Wald zu gehen und sich ein oder mehrere Projekte zu suchen, mit denen man der Natur und den Tieren helfen kann.
Jedes Leben zählt!
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