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Für eine offene archäologische Heimatforschung

Zwei Menschen mit kleinen Kellen sind beschäftigt bei einer archäologischen Ausgrabung Bild von HeinzLW, CC BY SA 3.0 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grabung_Brunn4.jpg)

Der openGLAM.at Kulturhackathon am 13. November 2022 im «museum krems» fand unter dem Motto «Suchen, finden und was dann?» statt. Ein Schwerpunkt der konzeptionellen Überlegungen dieses Treffens lag in der Sichtbarmachung und der Diskussion der grundsätzlichen Problematik mit dem Umgang von archäologischen «Zufallsfunden» durch Citizen Scientists.  

"Suchen, Finden und was dann?" - openGLAM.at Kulturhackathon am 13. November 2022 im "museum Krems"

Die österreichische Rechtslage untersagt nach § 11 (1) Denkmalschutzgesetz allen Personen, die kein "einschlägiges" (d.h. archäologisches) Studium absolviert haben, per se die Möglichkeit nach historischen Bodenfunden zu suchen. Nur der oberflächliche Zufallsfund, dem quasi niemand, der oder die mit offenen Augen durch die Landschaft spaziert, entkommen kann, ist rechtlich unproblematisch. Archäologische Citizen Scientists, die unter die Oberfläche blicken möchten und bspw. mit Metalldetektoren den Boden sondieren, handeln, völlig unabhängig ob die Zustimmung des Grundeigentümers vorliegt oder nicht, verwaltungsrechtlich illegal und sind mit Geldstrafen bedroht.

Klar ist aber auch, dass die grossflächige Suche und letztlich auch Sicherung historischer Bodenschätze jedweder Art nicht ohne die Hilfe und Ressourcen von Bürgerwissenschaftlicher*innen stattfinden kann. Institutionell begleitete archäologische Citizen Science Initiativen sind aber eher als getarnte Crowd Sourcing Aktivitäten zu bewerten. Für das Putzen und Sortieren von bereits gehobenen Bodenfunden werden interessierte Heimatforscher*innen gerne herangezogen. Hingegen wird das aktive und eigenständige Durchsuchen von Feldlosen, bei denen Citizen Scientists durch Recherche und Überlegung zur Vermutung kommen, dass hier eine Suche sinnvoll sein kann, nicht gefördert. Die aktive Unterstützung durch Bürgerwissenschaftler*innen bei Notgrabungen, wie bspw. das Sondieren des Abraums, werden – auch oft mit Verweis auf die bestehende Rechtslage – nur dann unterstützt, wenn die entsprechenden privaten Grabungsfirmen dies zulassen, was nicht oft der Fall ist. Eine diesbezügliche Regelung wäre von Vorteil für alle. 

 Im openGLAM.at Hackathon wurden konzeptionelle Idee formuliert, wie der bürgerwissenschaftlichen Archäologie geholfen werden kann:

  • Etablierung einer Plattform um archäologische «Zufallsfunde» freiwillige anonym aber unter freier Lizenz mit einem eindeutigen und an wissenschaftlichen Massstäben orientiertem Datenschema öffentlich zur Verfügung stellen. Eine solche Plattform kann helfen, den Wissensaustausch der gegenwärtig eher verborgen in Social Media Plattformen stattfindet, öffentlich nachvollziehbar zu machen und somit auch aufzuzeigen, welches Know-How und welche Ressourcen eine Förderung des Citizen Science Engagements in der archäologischen Feldforschung bedeutet.
  • Lobby-Arbeit um den Gesetzgeber von der Problematik der gegenwärtigen Rechtslage überhaupt in Kenntnis zu setzen und eine Änderung herbeizuführen. Citizen Science Archäolog*innen sind gewillt, hier in einem konstruktiven Austausch mit Gesetzgebung und Fachwelt zu treten.
    • Es ist bspw. vorstellbar eine fachliche Eignungsprüfung für Personen ohne ur- und frühgeschichtlichem Studium zu etablieren und demnach den bestehenden § 11 (1) DMSG zu adaptieren.
    • Der Respekt im Umgang mit Funden im Interesse der Öffentlichkeit ist unbestritten. Denn nicht das Raubrittertum und die Suche nach dem Schatz steht im Interesse der Heimatforscher*innen, sondern Beiträge zu einem besseren Verständnis unserer Lebenswelten in Vorzeiten zu erhalten.
Gewandnadel gefunden von einem Citizen Scientist bei Grabungsarbeiten in Theiss (Niederösterreich), 25. September 2021. (Nikolaus Lackner, CC BY 4.0)
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