Auszug aus der Mitarbeit beim Citizen Science Projekt „Waldflächen für den Baumschläfer"
Das erste Mal, dass ich von der Existenz eines Baumschläfers in unseren österreichischen Wäldern erfahren habe, war, als meine Kollegin wegen der Mitarbeit bei einem möglichen Citizen Science Projekt angefragt hat. Und ich bin ausgebildete Forstwirtin! Scheint so, dass es im Wald also doch noch Rätsel gibt. Ich war Feuer und Flamme und mein Entdecker-Gen aktiviert.
Nach zwei Jahren Kobel-Kontrolle auf einer sehr vielversprechenden Potentialfläche auf der Postalm in Salzburg war die Ernüchterung dann da. Kein einziger Baumschläfer, dafür Begegnungen mit springfreudigen Siebenschläfern, schnarchenden Haselmäusen und kuschelnden Rötelmäusen. Auch nett, aber nicht das, was wir gesucht hatten.
Ein Baumschläfer schaffte es dann 2021 doch zu mir. Dank einer ORF Kärnten heute Story lieferte ein nettes Ehepaar aus der Nähe von Tamsweg einen Totfund bei mir ab. Ein echter Baumschläfer, aber eben tiefgefroren. Nicht das erste Lebewesen in meiner Gefriertruhe auf Zwischenstopp und wenigstens so klein, dass es neben die Erbsen passte. Der kleine Kerl wurde für DNA-Proben und wissenschaftliche Zwecke weitergereicht.
Durch Zufall ergab sich ein netter ORF Salzburg Kontakt mit Eva Köck im Sommer 2022. Sie hatte bereits von Baumschläfern gehört und so fiel es nicht schwer, sie für einen Fernsehbeitrag zu begeistern. Aufgrund von Urlaub und Wetter hat sich der Termin erst in der letzten Septemberwoche ergeben – da hatte es 4 Grad auf der Postalm....
Mit wenig Hoffnung irgendein Tier – der Winterschlaf ruft bei solchen Temperaturen - noch in den Kobeln zu finden, steuerte ich also mit einer Kamerafrau und der Reporterin auf zwei Untersuchungspunkte im Wald zu. Die ersten zwei Kobel waren leer. Kein Nest oder irgendein Anzeichen einer Nutzung. Beim dritten in einer Höhe von ca. 3 Metern ergab das Reinspähen zumindest ein Nest. Standardprozedere so einen Kobel abzunehmen und am Boden genauer zu untersuchen. Und da war ein Tier drin, verborgen unter Moosen und Flechten in einem Nest. Ein kleiner Ausschnitt grauen Fells zeigte sich. Vorsichtig kippte ich den Kobel in einem Sack zur Seite; immer gefasst darauf, dass das Tier panisch die Flucht nach vorne ergreift. Doch da war nichts. Keine Reaktion, keine Regung. Nur ein paar Flechten und Moosreste. Kobel schien leer. Hatte ich mich verschaut? Kann doch nicht sein. Und plötzlich vernahm ich ein leises Schnarchen. Ein kleiner Baumschläfer ratzelte genüsslich unter den Moosresten im Sack. Er ließ sich hochheben und genauer betrachten. Ihn störte weder das aufgeregte Reden der ORF-Mitarbeiterinnen mit mir, noch das Gefilmt werden. Er verschlief seinen gesamten Auftritt und wurde sanft in den Kobel zurückgelegt.
Dank seiner Mithilfe wissen nun mehr Personen in Österreich und der ganzen Welt, dass es Baumschläfer gibt! Für mich persönlich war es ein wunderbares und unbeschreibliches Erlebnis. Ein so verborgenes Tier des Waldes lebend zu sehen und zu fühlen, motiviert mich für das Projekt und die Waldgestaltung in seinem Sinne. Er ist ja soooo herzig 😊
Das ist der fertige ORF-Beitrag.
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