Erik Karits/Shutterstock.com
Institution: AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
Projektleitung: Anna-Margarita Schötta
Währinger Straße 25a, 1090 Wien
eMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Telefon: +43 (0)5 0555-37226

Zecken entdecken zu Forschungszwecken

Für unser österreichweites Zecken-Monitoring laden wir dazu ein, uns gefundene Zecken zukommen zu lassen. So können wir untersuchen, welche Art wann und wo in Österreich vorkommt und welche Krankheitserreger in der Zecke vorhanden sind.

Was sind die Ziele des Projektes?

Das nationale Zecken-Überwachungsprogramm, soll dazu dienen, kontinuierlich Daten über Zeckenarten in Österreich, deren Vorkommen und deren Krankheitserregern zu liefern. Ziel ist es, möglichst viele verschiedene Regionen mit Zeckenfunden abzudecken, egal ob aus der Vegetation, von Tieren oder einem selbst. Das Sammeln der Zecken erfolgt hierbei über Citizen Scientists, da ein solches flächendeckendes Vorhaben nur mit Mithilfe der Bevölkerung möglich ist. Durch die dadurch gewonnenen Daten können wir „Hot Spots“ für bestimmte Erreger aufdecken, neue oder wenig bekannte Pathogene identifizieren, sowie die Verbreitung einheimischer als auch die Ausbreitung invasiver Arten, wie Hyalomma Zecken, überwachen. Dies ist im Hinblick auf den Klimawandel von besonderer Bedeutung, da das Klima die Zeckenfauna stark beeinflussen kann. Auf lange Sicht trägt dieses Wissen zur Verbesserung der Gesundheit bei, da von Zecken übertragbare Krankheiten so früher entdeckt und behandelt werden können.

Wie kann man mitforschen?

Sobald man eine Zecke findet, kann man sich am Projekt beteiligen, sofern folgende Bedingungen an die Zecke erfüllt sind:

  1. Zecke noch intakt (also v.a. nicht zerquetscht)
  2. Daten vorhanden:
    • Fund- oder Entfernungsdatum (im Zweifelsfall reicht Kalenderwoche)
    • Postleitzahl und Fundort (je genauer, desto besser)
    • Info, ob Zecke von einem Wirt entfernt wurde und wenn ja, von welchem

Gefundene Zecken können ausbruchssicher verpackt (z.B. mit Klebeband auf einem Stück Papier in einem Kuvert) an AGES-Standorten abgegeben oder direkt nach Wien geschickt werden:

AGES GmbH
Abteilung für Vector-borne diseases - Zecken
Währinger Straße 25a
1090 Wien

Weitere Details sind auf unserer Homepage unter „Zecke gefunden?“ zu finden. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Hyalomma („Riesenzecke“), ohne Möglichkeit, uns diese zukommen zu lassen, bitten wir in jedem Fall um Kontaktaufnahme und ein Foto an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Vielen Dank!

Hintergrundinformationen

In Österreich wurden bisher 19 einheimische Zeckenarten beschrieben. Die am häufigsten gefundenen Arten gehören den Gattungen Ixodes (z.B. I. ricinus), Dermacentor (z.B. D. reticulatus) und Haemaphysalis (z.B. Ha. concinna) an. Diese Schildzecken durchlaufen einen Lebenszyklus, welcher drei Lebensstadien (Larve, Nymphe, Adulte) umfasst, zwischen welchen jeweils eine Blutmahlzeit erfolgen muss, um sich ins nächste Stadium zu entwickeln bzw. um einer adulten weiblichen Zecke die Eiablage zu ermöglichen.

00084 05 A16 00 zecken lebenszyklus 2

Die meisten Krankheitserreger werden im Zuge dieser Blutmahlzeiten von infizierten Tieren, die selbst nicht erkranken („Reservoire“, z.B. kleine Nagetiere, Vögel, etc.) aufgenommen und können bei der nächsten Blutmahlzeit von der Zecke übertragen werden. Die häufigsten in Zecken nachgewiesenen Krankheitserreger sind Borrelien, Verursacher der Lyme Borreliose. Es gibt aber auch viele andere Mikroorganismen, die Krankheiten bei Menschen und Tieren auslösen können (z.B. Rickettsien, Anaplasmen, Neoehrlichen, etc.).

Neben einheimischen Zecken ist in den letzten Jahren auch vermehrt von sogenannten „Riesenzecken“ die Rede.

 

Bei diesen handelt es sich um eingeschleppte Zecken der Gattung Hyalomma. Im Vergleich zu einheimischen Zecken zeichnen sich diese durch typische gelbe Streifen an den Beinen aus. Durch den Klimawandel rechnet man damit, dass sich diese Zeckenart immer weiter in den Norden ausbreiten wird. Da Hyalomma Zecken andere und teilweise auch gefährlichere Krankheitserreger übertragen können (z.B. Krim-Kongo hämorrhagisches Fieber Virus, Rickettsia aeschlimannii) ist es von besonderer Bedeutung, die Ausbreitung dieser Art im Auge zu behalten. Dies ist jedoch aufgrund des sporadischen Auftretens nur durch Meldungen aus der Bevölkerung möglich. Dank Meldungen von Citizen Scientists gelang es uns bereits, eine neue Art der Verbreitung dieser Zecken nachzuweisen: Touristen - statt wie bisher angenommen Zugvögel – waren für einen Großteil von nach Österreich eingeschleppter Hyalomma Zecken verantwortlich. 

Um die Zeckenfauna in Österreich auf gesundheitsrelevante Veränderungen (z.B. Ausbreitung gefährlicher Zeckenarten, Vorkommen von (neuen) Krankheitserregern) beobachten zu können, wurde das nationale Zecken-Überwachungsprogramm Anfang 2024 als Teil eines EU-Projektes (OH SURVector, EU-Projekt Nr. 101132974;) gestartet. Durch ein Folgeprojekt konnte diese Art der Vektoren-Überwachung bis Ende 2028 gesichert werden.

Die AGES sieht es als Auftrag, die Bevölkerung mit Informationen zu versorgen. Zu diesem Zweck gibt es auch eine Zecken-Homepage, welche sich der Thematik der Zecken und durch Zecken übertragbaren Erkrankungen widmet. Auf dieser finden sich auch weitere Informationen zur Studie, sowie aktuelle Ergebnisse. 

Rollenbeschreibung

Im Zuge des Projektes gibt es vier wesentliche Aufgaben:

  • Zecken sammeln
    • Dieser Schritt ist für Citizen Scientists ausgelegt. Somit kann sich jede/r aktiv am Projekt beteiligen, indem gefundene Zecken an die AGES übermittelt werden. Wichtig ist, dass die Daten zu Datum, Fundort und evtl. Wirten vorhanden sind und diese der Zecke eindeutig zugeordnet werden können.
  • Artbestimmung der Zecken
    • Durch Expert:innen der AGES werden die eingelangten Zecken anhand morphologischer Merkmale und mit Hilfe eines Mikroskops auf ihre Art bestimmt. Im Zuge dessen werden die Proben administriert und festgelegt, ob sie sich auch für weiterführende Analysen eignen. Stark beschädigte Zecken können leider nicht verwertet werden.
  • Molekularbiologische Untersuchung
    • Durch Laborfachpersonal wird anschließend die Nukleinsäure (RNA und DNA) der Zecken extrahiert und danach mittels molekularbiologischer Nachweis-Methoden (z.B. PCR) auf das Vorhandensein von Krankheitserregern getestet. Die Ergebnisse fließen in die interne Datenbank ein.
  • Ergebnisse und Kommunikation
    • Die Expert:innen tragen die produzierten Ergebnisse zusammen und arbeiten in diesem Schritt eng mit Datenexpert:innen und Kommunikationsexpert:innen zusammen. Hierbei werden z.B. Karten erstellt, Daten an internationale Datenbanken weitergeleitet, Homepages aktualisiert oder Newsletter erstellt. Bei Bedarf erfolgen auch Presseaussendungen.

 

00084 02 A26 00 oh sur vector 1

 

EN Co funded by the EU POS

 

Schlagwörter
  • gesundheit
  • Tiere
Gelesen 52 mal| Letzte Änderung am Donnerstag, 14 November 2024 15:11