Der Call for Abstracts für die Konferenz der European Citizen Science Association 2018 ist ab sofort bis zum 10. Jänner geöffnet! Als Mitglieder des Organisationskommittees möchten wir uns natürlich diesem Aufruf anschließen und freuen uns über zahlreiche Einreichungen! Im Zentrum der Konferenz stehen die Bürgerinnen und Bürger, ohne die Citizen Science nicht möglich wäre. Es geht um die Fragen, welche Rolle Citizen Science spielt:
Details zu diesen Fragen, zum Einreichprozess und zur Konferenz allgemein können auf der Konferenzwebsite https://www.ecsa-conference.eu/ nachgelesen werden (auf englisch). Stattfinden wird die Konferenz vom 03.-05.06.2018 in Genf.
Kleider machen Leute, wie das Sprichwort sagt. Aber wie wurden Kleider vor 3000 Jahren gemacht? Dieser Frage geht das Projekt "Webtechniken" des Naturhistorischen Museums Wien nach.
Im Salzbergbau Hallstatt finden sich zahlreiche Textilreste aus dem Zeitraum zwischen 1500 und 300 v. Chr., die einen Einblick in alte Webtechniken geben. Sie werden in der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums wissenschaftlich analysiert und nachgearbeitet, um die Herstellungstechnik und den Arbeitsaufwand zu verstehen. Vor allem die Brettchenwebereien sind hier Gegenstand der Forschung. Anleitungen zum Nacharbeiten von eisenzeitlichen Geweben aus Hallstatt wurden auf Pinterest gepostet. Hunderte Menschen beteiligten sich bereits mit eigenen Webvorschlägen, kreativen Umsetzungen, und auch Korrekturen zu den wissenschaftlich publizierten Webanleitungen.Daraus hat sich eine neue Forschungsfrage zur Herstellung der Bänder ergeben, die gemeinsam mit einer finnischen Weberin aus dieser Community erarbeitet und bei einer Konferenz präsentiert wurde (inkl. Publikation).
Wenn auch Sie sich für diese alten Webtechniken interessieren und mitmachen möchten, dann finden Sie hier mehr Informationen zu diesem Hands-On-Projekt!
Mineralien prägen unser Leben seit den Ursprüngen der Zivilisation. Waren sie am Anfang noch Steinwerkzeuge, so werden sie heute mit komplizierten technischen Verfahren aus Lagerstätten gewonnen und in Smartphones und Computern verbaut. Doch neben der wirtschaftlichen Verwertung sind Mineralien auch an sich ein faszinierender Forschungsgegenstand.
Österreich ist reich an unterschiedlichsten Mineralvorkommen und Erzlagerstätten. Eine genaue Dokumentation sowohl von „alten“ Vorkommen (z.B. Bergbauhalden und -stollen, Schlackenhalden) als auch „neuen“ Fundpunkten (z.B. Steinbrüche, natürliche Aufschlüsse, Straßenaufschlüsse usw.) ist einer der Schwerpunkte der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. Dies kann nur mit Hilfe von Mineraliensammlerinnen und -sammlern, Amateurmineraloginnen und -mineralogen und mineralogisch interessierten Laien gelingen, die Mineralien sammeln und für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung stellen. Die hervorragende Zusammenarbeit mit Sammlerinnen und Sammlern bei der Dokumentation der Mineralogie von Niederösterreich („Mineraldatenbank NÖ“) soll auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden. Insbesondere Tirol ist noch relativ unerforscht im Vergleich zu den anderen Bundesländern.
Daher möchten wir uns diesem Aufruf, speziell (aber nicht nur) gerichtet an Tirolerinnen und Tiroler, anschließen: macht mit bei diesem spannenden Projekt und helft mit, die Mineralien Österreichs zu erforschen!
Von Höhlen geht von jeher eine Faszination auf den Menschen aus. Nicht zuletzt dienten sie unseren Vorfahren lange Zeit als sicherer Unterschlupf vor Raubtieren und widrigen Witterungseinflüssen. Und wer wollte als Kind nicht auch Höhlenforscherin oder -forscher werden?
Das ist jetzt möglich! Die Karst- und Höhlen-Arbeitsgruppe (KHA) des Naturhistorischen Museums Wien arbeitet eng mit dem Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich zusammen, aber auch mit anderen Vereinen des Verbands Österreichischer Höhlenforscher (VÖH). Das Arbeitsgebiet der KHA befindet sich primär im Osten Österreichs. Die Arbeit im Gelände erfordert etwas körperliche Fitness, Trittsicherheit und Orientierungssinn, da markierte Wege meist verlassen werden. Interessante Objekte können allerdings in allen Höhenlagen und Geländeformen gefunden werden; daher ist eine Mitarbeit in jedem Alter möglich. Im Gelände werden Höhleneingänge gesucht, ihre Lage (Koordinaten) bestimmt und fotografiert. Auch die Dokumentation von Karstformen (Dolinen, Karstquellen, Schwinden etc.) ist von Interesse. Für Begeisterte besteht die Möglichkeit, das Vermessen von Höhlen und das Zeichnen von Höhlenplänen zu erlernen!
Mehr Informationen zu diesem spannenden Projekt finden Sie hier.
Was den Alpen ihr Steinadler, ist den Wienerinnen und Wienernn ihr Turmfalke. Als sehr anpassungsfähige Greifvogelart ist der Turmfalke in vielen Städten Mitteleuropas zu Hause und hat auch in Wien eine Population aufgebaut.
Der Turmfalke ist im Wiener Stadtgebiet die häufigste Greifvogelart. Seit 2010 werden im Rahmen des „Wiener Turmfalkenprojektes“ die vielfältigen Anpassungen dieser Vogelart an das Überleben unter großstädtischen Bedingungen untersucht. Von zentraler Bedeutung ist die Kenntnis über die Lage der Nistplätze. Das Turmfalkenprojekt Wien wurde von Dr. Petra Sumasgutner und Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf ins Leben gerufen und als Kooperation zwischen der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum (Vogelsammlung) Wien durchgeführt. Das Projekt wurde von der Stadt Wien, der österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Hochschuljubiläumsstiftung finanziert, und hat vor allem von der breiten Unterstützung durch die Medien und die Wiener Bevölkerung profitiert. Die positive Resonanz war entscheidend für den Erfolg des Projektes. Nach den ersten medialen Aufrufen, Nistplätze zu melden, gingen allein telefonisch mehr als 1000 Hinweise ein. Die rege Teilnahme der Bevölkerung bei der Meldung von besetzten Nestern hat sich über all die Jahre gehalten und erleichtert die Arbeit mit dieser hübschen Falkenart enorm. Wir posten Videos, Fotos, und natürlich die Ergebnisse unserer Forschungsarbeit, um die Bevölkerung weiterhin einzubinden und an den Ergebnissen teilhaben zu lassen. Die Facebook-Seite des Projektes ist ebenfalls sehr populär.
Wir freuen uns sehr, dass die Wiener Turmfalken nun auch auf "Österreich forscht" zu finden sind. Mehr Informationen zu diesem Projekt und wie Sie mitmachen können, finden Sie hier.
Meeresforschung im Binnenland Österreich?!? Ja, das gab und gibt es bis heute. Hatte Österreich früher über Triest einen direkten Zugang zum Meer, so kann heute jeder über das Internet bei der Meeresforschung helfen.
Das World Register of Marine Species (WoRMS) ist die weltweit größte Initiative zur Erfassung der Biodiversität der Meere. WoRMS ist eine kostenfrei nutzbare und frei zugängliche Internet-Datenbank, die versucht, alle Tier- und Pflanzenarten der Meere zu erfassen. Diese Datenbank ist jedoch weit mehr als eine bloße Liste von wissenschaftlichen Artnamen und erfasst auch die Verbreitung von Meeresorganismen, ihre Erstbeschreibungen in der wissenschaftlichen Literatur, die Gültigkeit der Artnamen, umgangssprachliche Namen in den verschiedensten Sprachen, Fotos der Lebewesen in ihrer natürlichen Umgebung, ihrer Schalen und Skelette, sowie verschiedene ökologische Informationen zu den einzelnen Arten. Weltweit arbeiten mehr als 250 WissenschaftlerInnen daran, WoRMS kontinuierlich zu erweitern und zu verbessern und haben bereits mehr als 600.000 Namen erfasst.
WoRMS profitiert jedoch nicht nur von der Hilfe von WissenschaftlerInnen, sondern ist auch offen für Beiträge aus der Bevölkerung. So steuern begeisterte UnterwasserfotografInnen hervorragendes Bildmaterial bei, Literaturbegeisterte helfen bei der Auswertung von historischen Publikationen, SammlerInnen bestimmter Tierarten melden bislang noch nicht erfasste Arten oder weisen die Editoren auf mögliche Fehler hin. So finden alle die für sie interessanteste Tätigkeit in diesem faszinierenden Projekt.
Hier können Sie mehr über das Projekt erfahren. Tauchen Sie ab und werden auch Sie Meeresforscherin oder -forscher!
Mit dem Grabungsfunde-Projekt des Naturhistorischen Museums Wien präsentiert sich das erste archäologische Projekt auf "Österreich forscht". Wie schon auf der letzten Österreichischen Citizen Science Konferenz ersichtlich war, ist Citizen Science in der Archäologie bereits verbreitet und ein wichtiger Bestandteil der täglichen Forschungsarbeit. Nun gibt es erstmals auf "Österreich forscht" die konkrete Möglichkeit für Archäologiebegeisterte sich an einem entsprechenden Projekt zu beteiligen!
Das Forschungsprojekt Grub/Kranawetberg ist mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Funde von einem Lagerplatz eiszeitlicher Jäger aus einer Zeit vor 30.000 Jahren beschäftigt. Bei der Ausgrabung wurden Spuren von zwei Zelten und zwei Feuerstellen freigelegt. An diesem Platz wurden Geräte aus Feuerstein, Knochensplitter, Farbreste sowie Schmuck aus Muschel- und Schneckenschalen, aber auch Elfenbein gefunden. Ungefähr 70.000 bis 80.000 Funde wurden einzeln eingemessen – 1100 Steinwerkzeuge, 4000-5000 Feuersteinklingen und Lamellen, 260 Perlen und Anhänger aus Mammutelfenbein sowie 170 Schmuckreste aus Schnecken- und Muschelschalen. Bei der Bearbeitung der Funde ist es eine große Hilfe, wenn verschiedene Dinge sortiert, gezählt und anschließend in Listen eingetragen und archiviert werden. So können Citizen Scientists dazu beitragen, dass wir das Fundmaterial schneller und detailreicher in seiner Gesamtheit erfassen können! Mit diesen Mitteln kann aus vielen Detailarbeiten das Leben der altsteinzeitlichen Menschen rekonstruiert werden.
Mehr Informationen zu diesem äußerst spannenden Projekt können Sie hier finden! Wir wünschen viel Spaß beim Mitforschen!
Das Naturhistorische Museum Wien (NHM) gilt mit mehr als 30 Millionen Sammlerstücken als eines der bedeutendsten naturgeschichtlichen Museen der Welt. Gegründet von Kaiser Franz Joseph I. beherbergt es viele einzigartige Stücke. Was manche nicht wissen, ist, dass im NHM Forschung am Puls der Zeit betrieben wird. So ist auch Citizen Science ein fixer Bestandteil der Forschungslandschaft im Museum. Daher freute es uns besonders, als das Naturhistorische Museum Wien sich im März dieses Jahres sogar eine Citizen Science Strategie verpasste.
Im Zuge dessen wurden Informationen zu den verschiedenen Citizen Science Projekten, die im Museum beheimatet sind, zusammengetragen. Gleich acht Projekte binden allein am NHM Bürgerinnen und Bürger in wissenschaftliche Forschung ein. Und sieben dieser Projekte präsentieren sich nun auch auf "Österreich forscht"! Damit positioniert sich das NHM Wien als ein wichtiger Partner auf der Plattform "Österreich forscht" und auch im neu gegründeten Citizen Science Network Austria, das im Sommer ins Leben gerufen wurde und dessen Ziel es ist, Citizen Science weiter zu stärken und zu fördern.
Folgende Maßnahmen möchte das Naturhistorische Museum Wien unter anderem setzen, um Citizen Science im Museum präsenter zu machen:
Den detaillierten Maßnahmenkatalog und die alle sonstigen Informationen zur Citizen Science Strategie finden sich unter diesem Link. Wir freuen uns sehr, dass das NHM Wien als zuverlässiger und kompetenter Partner gemeinsam mit uns Citizen Science weiter voranbringen möchte.
Eine Auszeichung für einen offenen Geist für offenes Wissen! Einer unserer Partner, nämlich Open Knowledge Maps, hat den Open Minds Award in der Kategorie Open Software erhalten! Verliehen wurde der Preis im Rahmen der Linuxwochen in Wien. Begründung für die Auszeichnung war die Tatsache, das Open Knowledge Maps den Userinnen und Usern ermöglicht ein vollständigeres Bild von wissenschaftlichem Wissen zu erhalten. Peter Kraker, Obmann und Gründer des Vereins Open Knowledge Maps, hat in seiner Dankesrede vor allem den Geist der Zusammenarbeit, welcher bei Open Knowledge Maps herrscht, betont.
Open Knowledge Maps hat eine revolutionäre neue Methode entwickelt, um wissenschaftliche Erkenntnisse visuell darzustellen. So kann man auf einen Blick erkennen, welche Bereiche zu einem bestimmten Thema erforscht sind oder wo noch Lücken sind. Der Zugang zu Open Knowledge Maps ist gratis und ermöglicht es damit auch Personen, die nicht an einer akademischen Institution angestellt sind, Wissen zu entdecken und zu nutzen. Wenn Sie sich dafür interessieren, dann schauen Sie unbedingt vorbei unter https://openknowledgemaps.org.
Wir gratulieren herzlich und freuen uns mit Peter Kraker und seinem Team!
In einem Artikel mit dem Titel "The Challenge of Evaluation: an Open Framework for Evaluating Citizen Science Activities" haben wir gemeinsam mit Kolleginnen des Zentrums für Soziale Innovation und von iDiv in Deutschland einen offenen Evaluationsrahmen entwickelt, der es sowohl Fördergebern als auch Projektleiterinnen und -leitern ermöglichen soll, eine kritische Betrachtung auf Citizen Science Aktivitäten zu werfen und diese auch zu bewerten. Hier eine kurze Zusammenfassung:
In der heutigen wissensbasierten Gesellschaft erlebt Citizen Science einen enormen Aufstieg. Die Ziele von Citizen Science sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die Beantwortung von gesellschaftsrelevanten Fragen, die Förderung der Fähigkeit zum Verständnis von wissenschaftlichen Texten in der Gesellschaft und die Veränderung von Wissenschaftskommunikation.
Diese Ziele werden jedoch oft nicht evaluiert, und sowohl Projektleiter als auch potenzielle Förderer stehen oft im Dunkeln wenn es um die Bewertung von Qualität und Wirkung von Citizen Science geht. Um die Qualität der Ergebnisse von Citizen Science Projekten zu sichern und zu steigern werden Evaluationsmethoden für Planung, Selbstevaluation und Trainingsentwicklung sowie zur Erstellung von Förder- und Auswirkungsberichten benötigt.
Mit diesem Artikel, basierend auf einer tiefgehenden Analyse der Charakteristiken und der Vielfalt von Citizen Science Aktivitäten und derzeitigen Evaluationsmethoden, haben wir einen offenen Rahmen entwickelt, der auf die verschiedensten Citizen Science Aktivitäten, von Bürgerbewegungen bis hin zu Projekten, welche von WissenschaftlerInnen geleitet werden, anwendbar ist. Dieser Rahmen beinhaltet soziale, wissenschaftliche und sozio-ökologische/ökonomische Perspektiven von Citizen Science und bietet damit eine umfassende Sammlung von Indikatoren.
Die Indikatoren können von allen dieser drei Perspektiven sowohl auf der Prozess-, als auch auf der Auswirkungsebene ausgewählt und schwerpunktmäßig eingesetzt werden, je nach spezifischem Kontext und Ziel. Der Rahmen dient daher der kritischen Bewertung von Citizen Science Projekten in Bezug auf die gewählten Ziele sowohl für externe Bewertung und Förderung als auch für die interne Projektentwicklung.
Der Volltext kann hier auf englisch heruntergeladen und gelesen werden.