Vom 3.-5. Juni fand in Genf die zweite Konferenz der European Citizen Science Association (ECSA) statt. Diese Tagung, die alle zwei Jahre in einer anderen europäischen Stadt stattfindet, ist immer ein großer Anziehungspunkt für Citizen Science Akteurinnen und Akteure aus der ganzen Welt. Fast 400 Personen nahmen dieses Jahr teil und wurden von Science et Cité und der Universität Genf, den heurigen Gastgebern, in einem Theater in der Innenstadt begrüßt. Während bei der 1. ECSA Konferenz in Berlin 2016 “nur” sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich kamen, stellte Österreich nun die drittgrößte Teilnehmergruppe.
Natürlich nutzten auch wir von Österreich forscht die Gelegenheit, unsere Entwicklungen seit der letzten Konferenz 2016 in Berlin vorzustellen. Wir organisierten einen Workshop zu unseren Qualitätskriterien, waren Teil einer sogenannten Dialogue Session zu nationalen Netzwerken und organisierten eine Netzwerksession mit dem Titel “Sharing the Knowledge - Sharing the Love” mit.
Zu unserem Workshop fanden sich ca. 40 Personen ein, um ihre Sicht auf unsere Qualitätskriterien mit uns zu teilen und konstruktive Kritik zu üben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus unterschiedlichsten Ländern, wie z.B. China, Deutschland, Schweiz, USA, UK, Frankreich, Spanien. Sehr positiv wurde aufgenommen, dass die Kriterien viele verschiedene Bereiche abdecken, so ein Kommentar eines Teilnehmers aus der Schweiz. Eine Teilnehmerin aus Spanien, die gerade erst mit einem Projekt angefangen hatte, war sehr erfreut darüber, dass es nun Kriterien gibt, da ihre beiden Betreuer sich uneinig darüber sind, ob ihr Projekt ein Citizen Science Projekt ist oder nicht. Eine andere Teilnehmerin aus Frankreich äußerte sich ähnlich, da sie und ihr Team sich immer unsicher waren, ob sie ihr Projekt zu Ernährungsgewohnheiten als Citizen Science Projekt bezeichnen konnten.
Wie schon bei unserer Österreichischen Citizen Science Konferenz in Salzburg wünschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einzelnen Kriterien eine klarere Formulierung, um Missverständnissen vorzubeugen. Einzelnen gingen die Kriterien nicht weit genug, sie wünschten sich in einzelnen Bereichen, wie z.B. Open Science, die Aufnahme weiterer Kriterien.
Zum Abschluss des Workshops gab es noch ein Kommentar einer Kollegin aus den USA, die in Citizen Science Kreisen bereits einige Bekanntheit erlangt hat, nämlich Jennifer Shirk. Sie fand die Kriterien mutig und ambitioniert, eine wichtige Entwicklung, die jedoch nicht zur Überregulierung führen dürfe, um die Offenheit von Citizen Science nicht zu gefährden. Dieses Kommentar und natürlich auch alle anderen freuten uns sehr und wir werden die nächsten Tage und Wochen nun damit verbringen, dieses Feedback zusammenzufassen und in die Weiterentwicklung der Kriterien einfließen zu lassen.
In der Dialogue Session zu nationalen Netzwerken wurden auf fünf Tischen fünf verschiedene Initiativen aus vier Ländern präsentiert, nämlich Deutschland, USA, Spanien und Österreich. Unser Tisch hatte zum Ziel das Citizen Science Network Austria und dessen Aktivitäten zu präsentieren und sich anschließend den Fragen der Anwesenden zu stellen. Das Interesse war äußerst groß und die Fragen vielfältig. So wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem wissen, wir wir uns finanzieren, wie wir die Anfangszeit gemeistert haben und wie die Arbeit im Netzwerk erledigt wird. Zusammenfassend kann hier geschrieben werden, dass das CSNA sehr beeindruckend auf die Teilnehmenden gewirkt hat und durchaus als Vorbild für ähnliche Aktivitäten in anderen Ländern gesehen wird.
Im Workshop “Sharing the Knowledge - Sharing the Love” ging es darum, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erfahrungen und ihr Wissen in ihren jeweiligen spezifischen Bereichen miteinander teilen. Dazu gab es zuerst Impulsvorträge von Initiativen und Projekten unterschiedlicher Größe, die sich kurz vorstellten, ihre wichtigsten Errungenschaften der letzten Jahre, aber auch eine Herausforderung, die sie bislang noch nicht bewältigen konnten. Auch wir durften Österreich forscht als Beispiel eines nationalen Netzwerks vorstellen.
Nach diesen Impulsvorträgen gab es ein kurzes Speeddating, bei dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zufällig ausgewählten Paaren kurz vorstellten und erklärten, worin sie Expertinnen bzw. Experten sind und was für sie eine Herausforderung darstellt. In einer letzten Runde wurden dann drei Kleingruppen gebildet, die unterschiedliche Fragen zum Aufbau von Initiativen beantworteten. In unserer Gruppe, die sich mit Fragen der Diversifizierung in Citizen Science beschäftigte, kristallisierte sich schnell heraus, dass vor allem Offenheit und Zuhören eine Diversifizierung möglich machen. Das bedeutet, man soll nicht mit vorgefassten Meinungen oder Ideen auftreten, sondern den Menschen zuhören, um dann gemeinsam mit ihnen eine Idee (weiter) zu entwickeln.
Zusammenfassend können wir berichten, dass Österreich bei dieser Konferenz sehr stark aufgetreten ist, und viele Länder auf die Entwicklungen bei uns schauen. Österreich ist im Bereich Citizen Science tatsächlich ein Vorreiter, nicht nur auf europäischer, sondern auf internationaler Ebene. Daher möchten wir allen Partnerinnen und Partnern im Citizen Science Network Austria danken, dass sie diese Entwicklungen in den letzten Jahren mitgetragen und mitgestaltet haben.